Phyromachos: Das Bildnis des Antisthenes
Antisthenes da man sie durch eine genaue Stilanalyse entkräften kann. Auch die
Inschrifttherme Frage, ob eine - was den Kopftypus angeht - dem Antisthenesbild-
und Kopf. Vatikan, nis recht ähnliche Sitzstatuette eines Philosophen aus Terrakotta in
_ „ . _ ' Neapel eine Vorstellung vom bronzenen Sitzbild des Phyromachos
GaUeria Gcovrafica. , r , .. ,° . . , J .
Um ISO v Clir geben kann, müssen wir ans Ende stellen, um nicht Sicheres mit Hy-
pothetischem zu mischen.
Das Bildnis des Antisthenes erinnert in Kopfform und Bart so-
wohl an das Bildnis des Sokrates als auch an das des Piaton. Mit je-
nem hat es die Anlage, mit diesem die breite Stirn und die unten zu-
laufende, äussere Form des gepflegten, längeren Bartes gemeinsam.
Die grossen, hochgezogenen, scharfen Brauenbögen erinnern un-
mittelbar an die Form, die ein unbekannter Bildhauer drei Genera-
tionen zuvor dem Bildnis des Epikur gegeben hatte. Sie könnten ur-
sprünglich eine physiognomische Eigenart Epikurs gewesen sein,
wurden nun aber zum Stilelement. Auch zum Bildnis des Zenon
sieht man in den beiden steilen Falten der über der Nasenwurzel zu-
sammengeballten Stirnmuskulatur eine gewisse Ähnlichkeit. Es ist
aber nicht so, als ob alle diese Züge eklektisch zu einem neuen Werk
Seife 99: zusammengestellt wären. Dieses ist vielmehr künstlerisch aus ei-
Sophokles, Neapel, nem Guss. Die von den Bildnissen des Sokrates, des Piaton, des Epi-
kur und des Zenon übernommenen, oder besser an diese anklin-
genden Züge, sind daher anders zu interpretieren.
Als Phyromachos den Auftrag erhielt, ein Bildnis des Antisthenes
Sah delle Muse- zu schaffen, war dieser schon fast zweihundert Jahre tot, und nie-
Zenon, Kopenhagen, mand konnte wissen, wie er ausgesehen hatte. Bekannt war aber,
Clyptotek. dass er selbst zu den Schülern des Sokrates gehörte und sich mit
Mus. Naz.;
Piaton, Kopenhagen
Glyptotek;
Epikur, Vatikan,
98
Antisthenes da man sie durch eine genaue Stilanalyse entkräften kann. Auch die
Inschrifttherme Frage, ob eine - was den Kopftypus angeht - dem Antisthenesbild-
und Kopf. Vatikan, nis recht ähnliche Sitzstatuette eines Philosophen aus Terrakotta in
_ „ . _ ' Neapel eine Vorstellung vom bronzenen Sitzbild des Phyromachos
GaUeria Gcovrafica. , r , .. ,° . . , J .
Um ISO v Clir geben kann, müssen wir ans Ende stellen, um nicht Sicheres mit Hy-
pothetischem zu mischen.
Das Bildnis des Antisthenes erinnert in Kopfform und Bart so-
wohl an das Bildnis des Sokrates als auch an das des Piaton. Mit je-
nem hat es die Anlage, mit diesem die breite Stirn und die unten zu-
laufende, äussere Form des gepflegten, längeren Bartes gemeinsam.
Die grossen, hochgezogenen, scharfen Brauenbögen erinnern un-
mittelbar an die Form, die ein unbekannter Bildhauer drei Genera-
tionen zuvor dem Bildnis des Epikur gegeben hatte. Sie könnten ur-
sprünglich eine physiognomische Eigenart Epikurs gewesen sein,
wurden nun aber zum Stilelement. Auch zum Bildnis des Zenon
sieht man in den beiden steilen Falten der über der Nasenwurzel zu-
sammengeballten Stirnmuskulatur eine gewisse Ähnlichkeit. Es ist
aber nicht so, als ob alle diese Züge eklektisch zu einem neuen Werk
Seife 99: zusammengestellt wären. Dieses ist vielmehr künstlerisch aus ei-
Sophokles, Neapel, nem Guss. Die von den Bildnissen des Sokrates, des Piaton, des Epi-
kur und des Zenon übernommenen, oder besser an diese anklin-
genden Züge, sind daher anders zu interpretieren.
Als Phyromachos den Auftrag erhielt, ein Bildnis des Antisthenes
Sah delle Muse- zu schaffen, war dieser schon fast zweihundert Jahre tot, und nie-
Zenon, Kopenhagen, mand konnte wissen, wie er ausgesehen hatte. Bekannt war aber,
Clyptotek. dass er selbst zu den Schülern des Sokrates gehörte und sich mit
Mus. Naz.;
Piaton, Kopenhagen
Glyptotek;
Epikur, Vatikan,
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