Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0118

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Nike von Samothrake

Samotlirake,

Denkmals gefunden wurden, um 200 v. Chr. zu datieren sind, muss
der bedeutendste jemals von der rhodischen Kriegsmarine errunge-
ne Sieg, derjenige bei Side, gemeint sein, wo im Jahre 190 v. Chr. die
unter dem Befehl Hannibals stehende Flotte Antiochos' III. von Sy-
rien entscheidend geschlagen wurde.

Dieser Sieg, der im Bündnis mit den Römern und Pergamenern
errungen wurde, war für Rhodos deshalb so bedeutend, weil die
Römer dem Inselstaat daraufhin im Frieden von Apamea 188 v. Chr.
die Südwestecke Kleinasiens, insbesondere die Landschaften Lyki-
en und Karien südlich des Mäanders zuschlagen sollten, die ihnen
bis 167 v. Chr. verbleiben und einen bedeutenden Machtzuwachs
darstellen. Auch übertrugen die Römer Rhodos die Aufgabe, das
östliche Mittelmeerbecken von Piraten zu säubern und freizuhalten,
was allerdings besonders in bezug auf die Gebirgsküste Pamphyli-
ens und des rauhen Kilikiens nicht völlig gelang.

Ein beeindruckendes Denkmal rhodischer Schlagkraft zur See im
Heiligtum von Samothrake wandte sich an alle Anrainer der Ägäis.
SMßsdenkmals ^aS Mysterienheiligtum der Kabeiroi (Kabiren) genannten "Gros-

im Heiligtum sen Götter" zählt zu denjenigen der panhellenischen Heiligtümer

der Kabiren m^ Asylrecht, die sich in hellenistischer Zeit besonders entwickel-

ten. Seit 340 v. Chr. gehörte es zum makedonischen Machtbereich,
doch konnte Antiochos III. es nach der Niederlage Philipps V. im 1.
Makedonischen Krieg von 197/96 bis 191/90 in seine Gewalt brin-
gen. Die Seeschlacht von Side bedeutete das Ende der seleukidi-
schen Herrschaft in Samothrake, das nun wieder mit römischer Dul-
dung an Philipp V. von Makedonien fiel.

Die letzte Zeit makedonischer Herrschaft in Samothrake nach der
Niederlage Antiochos' III. bei Side brachte dem Heiligtum eine neue
Blüte. Damals wurde das Theater ausgebaut, oberhalb dessen die
Brunnenanlage mit dem Schiff der Nike angelegt wurde. An kaum
einem anderen Ort hätte Rhodos seine Macht zur See nachhaltiger
demonstrieren können als an der mit ihren 1800 m hohen Granit-
bergen weithin sichtbaren Landmarke an der Einfahrt zu den
Dardanellen.

Der Typus des Schiffsmonumentes mit der dahinstürmenden Sie-
gesgöttin war nicht neu. Demetrios Poliorketes hatte ihn schon 306
v. Chr. auf Münzen prägen lassen, die seinen bei Salamis auf Zypern
errungenen Seesieg über Ptolemaios E verherrlichten. Ein ähnliches
Denkmal im Asklepiosheiligtum von Epidauros, von dem nur die
Schiffsbasis gefunden wurde, ist möglicherweise noch älter. Auf der
Akropolis von Lindos stand eine als Statuenbasis dienende
Schiffsprora der Zeit um 260 v. Chr. Das der Nike von Samothrake
Seite 115- typologisch nahverwandte Schiffsdenkmal in Kyrene wird von vie-

Nike von Samothrake 'en Forschern in die gleiche Zeit datiert, doch dürfte die schon zur
Paris, Louvre. Zeit der Auffindung von Siegfried Fuchs vertretene, von Hanz Gün-

Um 190 v. Chr. ter Martin und Heiner Knell bestätigte Ansicht das Richtige treffen,

114
 
Annotationen