Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0131
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Pergamonaltar: Ostfries

nen Giganten kombiniert, der sich, rechts neben ihm, übergross auf
seinen geringelten Schlangenbeinen erhebt. In diesem gewaltigsten
aller Giganten glaubt man deren Anführer Porphyrion zu erkennen.
Ihm gilt der Wurf des Blitzes, zu dem Zeus ausholt. Dessen Hand
mit dem Donnerkeil ist auf der links anschliessenden Platte ange-
bracht, wo ein Gigant, vom vorhergehenden Blitz des Zeus in den
Oberschenkel getroffen, rücklings aufs Gesäss fällt. Durch diese Fi-
gur, deren Oberkörper sich nach links zurücklehnt, scheint auch die
von Zeus selbst gebildete linke Haste der V-förmigen Gruppe ver-
doppelt. Da Zeus aber höher aufragt als die Giganten um ihn und
wie Athena mit dem Kopf, dessen vorderer Teil fehlt, an das Gesims
stösst, bildet er mit ihr die auseinanderklaffenden Leitlinien der
Komposition. Deren Mitte ist nicht mehr genau zu beurteilen, da
von der Platte zwischen Alkyoneus und Porphyrion fast nur noch
der Reliefgrund erhalten ist. Unten ragte in diese Platte der im Tode
verkrümmte Oberleib eines Giganten hinein, dessen mit Lederla-
schen eines Panzers geschützter Unterleib unter den mittleren Win-
dungen der Schlange Athenas herauskommt und dessen nach rechts
gedrückter Kopf unter den Schwanzwindungen derselben lag. Nur
ein paar wilde Locken diese Kopfes sind noch erhalten. Zu dieser im
Tode verbogenen Gestalt muss auch der rechte Arm gehören, der
auf der Alkyoneusplatte über den Lederlaschen des Panzers noch
auszumachen ist. An dieser ganz zusammengekrümmten Figur er-
kennt man, wie dicht der Raum hier mit kämpfenden, zuckenden,
im Schmerz sich biegenden Leibern gefüllt war.

Wegen der Lücke in der mittleren Platte zwischen den jeweils vier
Platten der Athena- und der Zeusgruppe rechts und links entgeht
dem heutigen Betrachter sicher ein besonderer Einfall dieser reichen
und formal ungemein sorgfältig ausgeführten Komposition. In dieser
ist nichts dem Zufall überlassen, sondern über jeden Einfall hinaus ist
die Verteilung der Massen und Gewichte auch vom Inhalt her genau
überlegt. Athena und ihre Schlange besiegen einen deshalb besonders

Zeichnung des
Westgiebels des
Parthenon in Allien
von Jacques Carrcy,
London, Brit. Mus.
1674

127
 
Annotationen