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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0195

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Eisigonos, Phyromachos, Stratonikos, Antigonos: Das Attalische
Weihgeschenk von der Südmauer der Akropolis zu Athen

zu Pferde, die nicht sicher zum
Weihgeschenk gehören, aber durch-
aus daher stammen könnten, wur-
den im Massstab 1:1 aus Sperrholz
ausgesägt und auf der Akropolis-
Südmauer aufgestellt. Sowohl auf
dem Plateau der Akropolis, am Fuss
des Parthenon im Gegenlicht als
auch vom Fuss des Akropolishügels
aus gesehen bieten sie einen atembe-
raubenden Anblick, den eine Foto-
grafie kaum wiedergeben kann. Man
hat den Eindruck, da oben tobt eine
Schlacht. Es ist die einzige Position,
in der man Nah- und Fernwirkung
eines hellenistischen Denkmals an
seinem angestammten Ort erfahren
kann. Wie eindrucksvoll die Aufstel-
lung der Nike von Samothrake auf
der Treppe des Louvre auch sein
mag, so ist die Aufstellung der Sil-
houetten der Figuren des Attalischen
Weihgeschenks an der Stelle, wo sie
im Altertum tatsächlich aufgestellt
waren, doch etwas völlig anderes. Man kann hier unmittelbar unter Gallier in Paris,
dem Himmel Griechenlands auch nach 2160 Jahren noch nachvoll- Louvre
ziehen, wie die Verbindung des Weihgeschenks der Pergamener für
ihren Galliersieg mit den Metopen des Weihgeschenks der Athener
für ihren Persersieg auf der Akropolis gemeint war. Der ganzen
Welt wurde kundgetan, was die Pergamener mit ihrem Sieg über die
von den Römern gegen sie aufgehetzten Gallier erreicht hatten. Es
sollte nicht geringer erscheinen als die welthistorische Leistung der
Athener in den Perserkriegen. Dabei fiel kein böses Wort gegen die
Römer. Alles wurde der Wirkung der Bilder überlassen.

Als ein ziemlich genau im Jahrzehnt nach dem Sieg über die Gal-
lier im Jahre 166 v. Chr. errichtetes, aber erst nach dem Tode Eume-
nes' II. im Jahre 159/158 von seinem Nachfolger Attalos II. einge-
weihtes Denkmal hat das Attalische Weihgeschenk eine grosse Be-
deutung für die Stilentwicklung nach dem Pergamonaltar, und das
besonders deshalb, weil auch Phyromachos daran mitgearbeitet hat
und im Giganten in Neapel wenigstens eine Figur überliefert ist,
die sicher seine Handschrift zeigt. Aber auch die Tatsache, dass ins-
gesamt zehn Figuren kenntlich sind, die eine gewisse Variations-
breite des persönlichen Bildhauerstils bieten, macht dieses Denk-
mal für die Stilforschung so wertvoll. Obgleich es eines der grössten
antiken Denkmäler mit einer Zahl von über hundert Bronzeskulp-

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