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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0297
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Seite 265

Zur rhodischen Kunstschule: J. Isager, The Lack of Evidence for a
Rhodian School, RM 104,1995,115-131.

Seite 268

Noch einmal auf die Laokoongruppe zurückzukommen erwies sich
als notwendig, weil nach den zu S. 9 zitierten Beiträgen von N. Him-
melmann, G. Sauron, R Gros und meiner Antwort darauf während
der Drucklegung dieses Buches der wichtige Beitrag von S. Settis,
Laocoonte di bronzo, Laocoonte di marmo, in: II Cortile delle Statue.
Der Statuenhof des Belvedere im Vatikan. Akten des internationalen
Kongresses zu Ehren von Richard Krautheimer, Rom, 21.-23. Okto-
ber 1992, hrsg. von M. Winner, B. Andreae, C. Pietrangeli (t), Mainz
1998, 129-160, erschienen ist, in dem der Autor in sehr abgewogener
Weise die unerschöpfliche Diskussion um die Laokoongruppe und
ihre Wirkungsgeschichte in der Neuzeit auf eine neue Grundlage
stellt. Auf den hier besonders interessierenden Abschnitt über die
Datierung der Marmorversion der Gruppe im Vatikan habe ich in
der Diskussion des genannten Kongresses sofort geantwortet (ebda.
161-163), ohne Übereinkunft zu erzielen. Da S. Settis a. O. 158 auch
die Argumente von Chr. Kunze, Jdl 111, 1996, 140-223 heranzieht,
der eine Datierung um 30-20 v. Chr. gleichzeitig mit einer Kon-
struktionsphase der Villa von Sperlonga vorschlägt, muss ich noch
einmal Stellung nehmen. Die von Chr. Kunze aus dem Mauerwerk
erschlossene Konstruktionsphase frühaugusteischer Zeit gab es
nicht, weil sich auch im unregelmässigen Mauerwerk tiberischer
Zeit in Sperlonga - wie im noch späteren Palast des Tiberius auf Ca-
pri - allenthalben verstreut exakt zubehauene Retikulatsteine fin-
den. Diese Retikulatsteine müssen aus einem grösseren Vorrat stam-
men und belegen, dass die Bauweise in opus reticulatum, Netzmau-
erwerk, schon bekannt war und in Sperlonga offenbar von ver-
schiedenen Bautrupps gleichzeitig neben der Bauweise in opus in-
certutn und quasi incertum, also in unregelmässigem Mauerwerk, an-
gewandt wurde. Die Bauhandwerker waren hier offenbar nicht so
konsequent und wohl auch nicht so fortschrittlich wie in der Haupt-
stadt. Jedenfalls gibt es in der Grotte des Tiberius Mauerzüge wie
zum Beispiel die Verbreiterung der Rampe, die zur südlichen Ne-
bengrotte hinaufführt, in denen opus incertum nahtlos in opus reticu-
latum übergeht. Beim runden Becken in der Höhle sind die Rand-
mauern in Bruchsteinen ausgeführt, die Zwickel am Übergang zum
rechteckigen Becken vor der Höhle hingegen in reinem Retikulat-
mauerwerk verstärkt.

Was den von S. Settis bevorzugten Datierungsvorschlag angeht, so
beruht er auf der hypothetischen Genealogie des Athanadoros Ha-
gesandrou der o. S. 268 erwähnten Inschrift in Lindos von 42 v. Chr.,
die E. E. Rice, Prosopographika Rhodiaka, ABSA 81, 1986, 209-259,
besonders: The Rhodian Sculptors of Sperlonga and Laocoon Sta-
tuary Group, ebda. 233-259 aufgestellt hat. Diese Genealogie ist be-
 
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