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Antiquitäten-Zeitung — 2.1894

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Seite 98,


und Alterthumskunde. ME L3

de 1a Chine“ bezeichnet wurde. Ob Aehnliches deutſchen

Urſprungs bekannt iſt, meiß ich nicht, indeſſen kann

kaum daͤran gezweifelt werden, daß man das Verfahren

auch außerhalb Fraͤnkreichs nachzumachen verſucht hat.

Der genannte Kaͤſten macht den Eindruck, als wäre es

8* Arbeit. Jedenfalls iſt er ein ſehr ſchönes
ück

Als ſpeziellen Bamberger Uhrmacher lernt man
Michael Hoyß (bald mit einent, bald mit zwei S ge-
ſchrieben) fennen, der offenbar eine Kraft erſten Ranges
in ſeinem Fache war! Die große, prächtige Standuhr,
ſchwarz mit Göld im Style Louis XVI. (No. 68), rührt
von ihm her.

Als Elfenbein⸗Arbeit iſt die kleine Platte mit zwei
Portraits en relief No. 1, ehenſo der einer ziemlich
ſpäten Zeit angehörende Kruzifirus No. 3, als vorzüg-
ſich zu bezeichnen! unter den HolziOnigereien die treff-
liche ungemein bewegte Baechanten Seene No. 16 en
relief, welche ganz meiſterhaft ausgeführt iſt.

Ein Prachtſtück allererſten Ranges, das offenbar
einer Goldſchmiede⸗Werkſtätte beſter Art entſtammt, iſt
die Doſe Nr. 35, deren Beſchauſtempel zu entziffern an
der Hand der zu Gebote ſtehenden Zeichen Tabellen
mir leider nicht gelungen iſt. Eine unſichere Tradition
laͤßt das Prachtſtück ein Geſchenk von Louis XV. an
einen Thurn und Taris fjein, der als Geſandter in
Paris weilte. Es ſpricht nichts dagegen, daß die Arbeit
franzöſiſchen Urſpruͤngs ſei; leider ſind genaue Nach-
forſchungen über die Provenienz auch hier durch die
Schnelligkeit, wonit die Arbeit des Kataloges ausSge:
fuͤhrt werden mußte, unmöglich geworden Indeſſen joll
dies nachträglich gefchehen, die hochkünſtleriſche Arbeit
allein ſchon verdient das Suchen nach ihrer Geburts-
flaͤtte. Es war (vorausgeſetzt daß ſie als ſolches diente)
jedenfalls ein fürſtliches Geſchenk in des Woͤrtes emi-
nenteſter Bedeutung. Zahlreiche weitere Eremplare
folcher Gegenſtände illuſtriren die Mannigfaltigkeit der
Herſtellung/ die dabei in Verwendung kam.

Die Textil⸗Arbeiten ſind gering an Zahl. Als be-
ſonders ſchöne Arbeit verdient die dem 15. Jahrhundext
entjtammende ganz vortreffliche Stickerei No. 40, welche
offenbar urſprünglich an einem Pluviale oder einer
Caſula angebracht war, hervorgehoben zu ſein.

Bedeutend iſt die Serie von 27 Medaillen auf
Napoleon die deutlich zeigt, auf welcher Höhe die
franzöſiſchen Münz⸗Graveure ſtanden zu einer Zeit, da
in Beutſchland voͤn derartigen Dingen kaum die Rede
ſein kann.

Den Glanzpunkt des Ganzen aber bildet die große
Reihe von Borzellan-Arbeiten, dabei die wundervolle
Schaale mit dem Zeichen von Vincennes und dem Mono-
gramm Vavaſſeurd No. 88, vor Allem aber die herrliche
Bülte der Koͤnigin Marie Antoinette, No. 87, Fahrik
Sebres, gehören mit zum Beſten, was die Kunſtfertig-
feit des Modelleurs und Dekorateurs in dieſer Hinſicht
geſchaffen hat. Es ſind mit einem Worte gefagt Kapi-
kalſtücke. Die flotte, freie Behandlung des Matexials,
welches auf die ganze Dekorationzweiſe der gleichzeitigen
Architektur, ſowie der techniſchen Künſte einen ausſchlag-
gebenden Sinfluß übte, findet nach allen Seiten hin
ihren vollen Ausdruck.

Es erübrigt noch, einer ſehr bedeutſamen Gruppe
der Buchner ſchen Sammlıng zu gedenken, der Malereien
nämlich, ſowohl ſolcher in Email, als einer Reihe koſt-
baͤrer und ganz vorzüglicher Miniaturen und endlich der-
außerordentlich großen Zaͤhl von Oelhildern, Paſtel-
len und Aquarèllen. Die Emailmalereien ſind zu
dieſer Gruppe gezogen worden, da ſie nicht in der
Art des Champ-leve oder Cloiſonné, alſo moſaik-
artig, behandelt ſind und dem Metall, welches ihren
nntergrund bildet, immer noch eine weſentliche Rolle
bei der Wirkung überlaſſen: vielmehr gehoͤren die
anfgeführten Nummern dürchwes jener Gattung von
Gmail an, wo der metalliſche Untergrund dieſelbe
Rolle zu ſpielen heſtimnit erſcheint, wie jeder andere
Malgrund, wie Leinwand, Holz, Wetall, Papier,
nur mit dem Unterſchiede, daß die Applikation der
Farbe auf dem Wege des Schmelzprozeſſes geſchieht;
die Hauptaufgabe dabei/ der farbige Dekor, fällt
doch immerhin in erſter Linie dem eigentlichen
Malex zu.

Das vorzüglichſte Stück, im Charakter und der
Anordnung feiner Figuren gothiſch iſt die Email-
platte No. 99, offenbar der Zeit nach in’8 15. Jahr-
huͤndert fallend. Der Darftellung (Chrijti Fuß-
wajdhung) dürfte irgend ein Gemälde als Vorbild
gedient hHaben, wie dies ja öfters vorkommt, denn
zrwiſſe feſtſtehende Typen wie St. Petrus, St. Jo-
haͤnnes finden ſich auch da vor. Die einzelnen Fi-
guren ſind kontöurirt, ſodaß gewiſſermaßen ſchon auf
der Plaͤtte eine Grenze für die angewandten Farben
eutſtaͤnd. Angewendet ſind außer dem zu Tage
tretenden Golde der Folie noch blau, grün und
braunroth.

Miniaturen auf Elfenbein und Pergament, ſo-
wie miniaturartige Oelmalereien finden ſich in
großer Zahl ebenjo wie in ganz vorzuglicher Quali-
tät vor. Eines der letzteren trägt das Zeichen
Lukas Cranach's, die geflügelte Schlange. Wo über
einzelne Objekle Urtheile von Fachleuten, wie Thau-
fing, Bayersdorffer, Frimmel 2C., vorlagen, ſind die-
ſelben wiedergegeben.

Die Miniaturenm, dem größeren Theile nach
Portraits, gehbren durchweg dem 15 und begin-
nenden 19. Zaͤhrhundert an. Eremplare wie das
Bildniß Friedrich's d. Gr. (No. 104), der Dubarry
(No. 107) 2c. ſind entſchieden als Kabinetſtücke zu
hezeichnen. i

Unter den Staffeleibildern rangiren

in erſter

Linie einige vorzugliche Stücke von unbezweifelter
Techtheit. Ein Räheres über ſie gibt der jeweilige.
Tert.

Groß iſt dann die Reihe der Unbekannten ; pielfach
Xommen auch Namen vor, von deren Vorhandenſein die
Kunſtgeſchichte bis heute noch keine Erwähnung thut.
wenn ſie auch vielleicht in ihrer Zeit eines lokalen Rufes
genoſſen haben mögen.“

Berichte aus Vereinen.

Loudon. (Die Palaſtina⸗ Erforſchungsgelellſchaft)
hielt ihre jaͤhrliche Sitzung ab, in der ein Schreiben
des auswärtigen Amts zur Verleſung kam. Nach dem-
felben hat der Sultan der Geſellſchaft einen Firman

Sahren Ausgrabungen in Paläftina vorzunehnien. Dieſe
jollen nunmehr fofort beginnen, und zwar unter Leituns
von Mr. Sones Bliß. Durch dieien Gelehrten wurden
fürzlich die Hligel von Tell=el-Hefjy erforicht, und Ddie
Refultate jeiner Unterſuchungen in einem Werke bekannt
gegeben, welches den Titel fuͤhrt! Ein Berg von Städ-
ten.“ Mr. BliBß wird mit feinen Arbeiten zunächſt in
Jeruſalem beginnen. -

Auktion Bangel. (Text neben).

SEifenbeinhumpen. Mit Dedel und SGriff, gefhnigt, und
mit verfilbertem Kupfer montirt. Auf dem Mantel des zhlindriſchen
Gefäßes ziemlih hohes Relief, darſtelend Diana mit Genoſſinen; auf
dem Dedel rundes Figurchen. Sehr ſchöne ſüddeutſche Arbeit des
17. SJahrhunderts. Höhe 0,24 m, Burchmeſſer 0,06 m.

Bibliotheken, Muſeen, Samni-

lungen.
Berlin.

zwiſchen Areopag und Puhr ausgeführt,
= welche noch nicht derart abgeſchloſfen ſind,

daß über die Ergebniſſe an dieſer Stelle zu berichten



Text neben.)

wäre. Wohl aber iſt mit beſonderer Beftiedigung zu
erwähnen, daß die reichen, im Einzelnen intereſſanten
und für die Aufhellung der Topographie von Alt-Athen
wichtigen Funde der letzten Wochen den Anlaß gegeben
haben zu einem für dieſe Studien gewißz höchſt förder-
lichen Eutſchluſſe der königlich griechiſchen Regierung. Sie
wird den ganzen weſtlichen Abhang der Akropolis, der
bisher zum Gluͤcke bon moderner Bebauung noch frei
geblieben iſt, behufs Ausgrabung enteignen und an-
faufen; das Terrain wird gegenn ärtig bermeſſen und
noch naͤchträglich iſt die zum Ankaufe erfoͤrderliche Summe

in das Budget eingeſtellt.


Funde.

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redattion geſtattet. Sämmt-

Kannftatt, Württ! (Die archbologiſchen Unter-
ſuchungen im Oberamt Kannſtatt haben in den letzten
Tagen zu einer intereſſanten Entdeckung geführt. Aı
Rande der zwiſchen Burgholz und Neckar liegenden
Terraſſe befaͤnd ſich in römijcher Zeit eine größere
Niederlaſſung bürgerlichen Charakter3 ; ſichere Anzeichen,
daß auf dieſer Hoͤhe auch irgend ein zu militärijdhen
Zwecken errichteter Ban ſtand, fehlten bisher Beim
Auswerfen eines Rübenloches, nordöſtlich vom Staig-
kirchhof, ſtieß man nun auf größere Brocken von Füll-
mauerwerk aus ſchwarzem Kalk, Kies und Sandſtelnen,
die offenbar ſtärkeren Fundamenten angehörten. Die
angeſtellte Nachgrabung hatte folgendes Ergebniß! Es
fanden ſich die Grundmauern eines an den Außenſeiten
5, bezw. 4 Meter meſſenden rechteckigen Thurms, welche
noch in einer Höhe von 1,30 Meter erhalten ſind.
Die Dicke der Mauern beträgt 1,5 Meter, bezw. 1,15
Meter. Als unterſte Grundlage im gewachſenen Boden
dient eine Vorlage von aufrechtſtehenden Tuffſteinen,
die Zwiſchenräume zwiſchen dieſen ſind mit Kies ausge-
füllt! Es folgen ſodann die aus Betonklötzen beſtehenden
Mauern, die, den äußerſt ſoliden Fundamenten nach,
eine beträchtliche Höhe erreicht haben müſſen An der
Nordoſtſeite befindet ſich innerhalb des Thurms eine
85 Centimeter breite Abſtufung, die vielleicht für das
Treppengeruͤſt als Unterlage diente. Außer Holzkohlen
und Thierknochen fand ſich von Spuren der Bewohner
nur ein größeres Bruchſtück einer ornamentirten Siegel-
erdeſchaale vor. Daß der Bau militäriſchen Zwecken
als Signalz oder Wachtthurm diente, dürfte wohl
außer Zweifel jtehen. Da außer am Limes bis ietzt
fein einziger derartiger Ihıurm aus römiſcher Zeit in
Württemberg unzweifelhaft nachgewieſen ift, fo würde
es ſich hier um die erſte fichere Grundlage für die
weiterẽ Erforſchung des gewiß ausgedehnten Syſtems
der militäriſchen Sicherung des württembergiſchen Zehnt-
landes im Iunern handeln, und zwar kaͤme hier vor
allem die Neckarlinie in Betracht! Mit dem Wacht:
thurm bei Kannſtatt würde neckaraufwärts ein ſolcher
eiwa bei Ruith an der Römerſtraße nach Köngen,
neckarabwärts auf einer der Höhen von Mühlhauſen
oder auf dem Hottenbühl bei Hofen koͤrreſpondiren.
Genaueren Aufſchluß über die militäriſche Beſetzung
der Kannftatter Gegend zu geben, wird vorausſichtlich
die Aufgabe der zur Zeit mit liebevoller deutſcher
Gründlichkeit in das Problem des Gräbchens! ver-
tieften Limesforſcher ſein.

Aus Oberfrauken. (Münzfunde.) Man ſchreibt
urs aus Bayreuth : Bei Anlegung eines Kompoſthaufens
auf einem Grundſtück in Kleinſchwarzenbach wurde eine
Schatulle mit 850 Silbermünzen entdeckt. Dieſelben
ſind von der Größe eines ſilbexrnen Zwaͤnzigpfennig-
ſtückes und von ſo geringer Stärke, daß ſte ſich zwiſchen
den Fingern biegen laſſen.
Frauenkopf, Kreuz, Stern und Samm deuten, wie man
annimmt, auf kirchliche Beziehungen. Jahreszahlen ſind
nicht vorhanden. Ferner wurde ein Nunzenfuͤnd in St.
Georgen bei Bayreuth gemacht Dort ſtieß man bei

den Grundarbeiten zu einem Neubau auf eine morſche
Kiſte von beträchtlichem Umfang, die neben Kupfer-
und kleineren Silbermuünzen eine große Anzahl Thaler⸗—
ſtücke aus den Jahren 1799 und 1803, die ſehr ſchön
erhalten ſind, enthielt, Es haͤndelt ſich wohl in
beiden Fällen um Schätze, die zu unſichexen Zeiten
vergraben worden und ſpäter in Vergeſſenheit ge-
rathen ſind.

— Botddam. (NRefte eines mittelalterlichen Back-
ſteinbaues) ſind in Potsdam auf dem Grundſtiick
Gardes dır Korp3-Stiraße 12 heim Neubaus einer Be-
ſchlagſchmiede für die Leib⸗Eskadron des Gardes du
Korpsregimentes gefunden worden. Bei der Bejeitig-
ung der Fundamente älterer, aus friderizianiſcher
Zeit ſtammender Baulichkeiten fanden ſich in den
Vanketten Reſte aus goͤthiſcher, anſcheinend ſehr

zu 15 zu 10 cm und 23 zu 19 zu 9'cm. Ferner
fand ſich ein Reft eines Maßwerkanfängers mit reich-
entwickeitem Stab= und Nafenfyftem, wahrfcheinlich
ein Stück einer Fialenkrönung. Der Fund iſt von
um ſo größerem Interejje, al Potsdam Baulich-
keiten aus gothiſcher Zeit ſonſt nicht mehr heſitzt
und immerhin eine bedeutende Wahrſcheinlichkeit da-
für ſpricht, daß wir die Reſte eines Gebäudes aus
der älteſten Zeit der Stadt vor uns haben.

Sömnig, Sachſen. (Der angeblich große
Silberfund [ca. 40,000 Mik.] in Soͤmnitz iſt zu
einem recht beſcheidenen Suͤmmchen zuſamnienge-
ſchmolzen. Man fand 1300 Stück alte Groſchen
(24 einen Thaler) und 700 Zweigroſchenſtuͤcke
(12 einen Thaler). Die Stücke find in den Jahren
; 1622 bis 16938 geprägt worden. Da dieſelben mun
einen numi8matijhen Werth nicht haben, ſo hat
der ganze Fund einen Metallwerth von vielleicht
300 M,

Virua, Sachjen. (VBerfteinerung.) In einem
Sanditeinbruche des Lohmengrundes bei Pirna iſt
vor einigen Tagen eine hHöchft interejjante Verſteine-
rung gefunden worden. Dieſelbe ſtellt eine Eidechſe
dar, welche jedenfalls aus der Terttärzeit ſtammt.
Neben der Verſteinerung liegen zahlreiche erbſengroße
Sandſteinkuͤgelchen. Ueber dem Ganzen befand ſich ein
kleiner Hohlraum.
Genthin/ Prov. Sachſen. (Funde.) m Dorfe
Milow hieſigen Kreifes fand Herr Auitsporſteher Boigt
beun Abfahren eines Sandberges viele Urnen mit Aſche
und Knochenreſten. Die Urnen ſtanden theilsſeinzeln, theils
waren 5 bis 8 Stück in einem größeren Topfe vereinigt.
In den letzten Tagen ſtießen nun die Arbeiter auf ein
ausgemauertes Gewölbe mıt feſtem Herd, ſo daß zu-
nächſt die Vermuthung aufſtieg, man habe einen Ver-
breunungsofen entdeckt! Es ſtellte ſich jedoch bei weiterem
Nachforſchen heraus, daß man einen gewöhnlidhen Ziegel-
ofen vor ſich habe, denn in einer Ecke fand man regel-
recht aufgeſchichteie Steine, welche vollſtändig ausge-
 
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