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Gerade dieser Glaube97) an eine YViedervergeltung und
an ein glückliches, seliges Leben der Mysten nach dem
Tode und auch schon auf der Erde machte die Mysterien
so begehrenswert und lässt sie so ähnlich dem Christen-
tum erscheinen.

Aber wie haben sich die Mysten selbst das Jen-
seits gedacht? Zunächst ist ihnen die Unterwelt nicht
mehr ein Reich voll schwankender Schatten, die verworren
und umdüstert, freudlos und leidlos ihr Dasein fristen,
sondern die Seligen haben wirkliches Leben und treiben
als riesenhafte Gestalten das. was die Frommen und Be-
glückten auf Erden treiben (vgl. auch Paul Wolters Arch.
Mitt. Athen. Abteil. 1891, p. 404). Einige ergötzten sich
an Kampfspielen und Eossen (Plutarch: Consolatio ad
Apollonium p. 75 vgl. Blass p. 373. Bohde, Psyche p. 508.

Pindar's Wort vom diögdozov uq%üv ist noch nicht endgiltig er-
klärt, deutet aber nicht auf Unsterblichkeit. Die tniöiafiovrj der
Seele, nicht die d&avaala der Seele bildet den Inhalt des populären
Glaubens in Griechenland, wie anderswo. Die Seele ist unsterblich,
wenn sie &£Ög oder &uov ist — p. 1586: „Dies nun ist der tiefe
Unterschied jeder Mystik vom griechischen Popularglauben, dass
diesem Gott und Mensch, Götterreich und Menschenbereich, örtlich
und wesentlich unvereinbar geschieden sind und bleiben — ev dv-
öqcov, tv ftecov yivog, - - der Mystik aber Gott und Mensch (der
innere Mensch, seine „Seele") identisch sind. Das ist der Mysten
Geheimnis .... Die Eleusinien bleiben auf der Seite des Popular-
glaubens (nie wird in ihnen der Mensch &tog avrl ßgorolo), die
Orphik steht auf der anderen Seite. Das ist ganz analog der An-
sicht, die Eohde, Psyche, 2. Hälfte, 289, 711 äussert, dass der Un-
sterblichkeitsglaube nicht in dem alten volkstümlichen Seelenglauben,
sondern „im thrakischen Dionysoskulte" seinen Ursprung habe. Vgl.
dazu E. Mogk im Anzeiger für Indogerm. Sprach- und Altertums-
kunde, dem Beiblatt zu den Indogerm. Forschgn. Bd. Vif, 3. Heft
p. 232.

97) Vgl. auch Joh. Toepffer: „Beiträge zur Griech. Altertums-
wissenschaft", Berlin, AVeidmann, 1897; „Die Mysterien von Eleusis"
p. 335.
 
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