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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0035

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Bellstedt.

21

Bellstedt,

Pfarrkirchdorf mit 263 Einw., Winidon, mit einem Rittergute, 14,1 km südöstlich
von Sondershausen, liegt am rechten Ufer der Helbe und zum Theil am nördlichen
Abhänge einer Anhöhe, die sich bis zur Helbe abdacht und jenseit derselben sich wieder
erhebt, so dass man von S. und N. her das Dorf erst sieht, wenn man demselben
ganz nahe gekommen ist.

Urkundliche Namensformen: 977 Baldersteti, 979 Bilistat, 1292 Bilstete,
1309 Beistete, 1333 Belstethe, 1467 Belstedte; im Volksdialekt: Bellscht.

Die Kirche St. Andreae, sedes Marksussra, gutsherrlichen Patronats, Mutter-
kirche von der zu Thüringenhausen, ist ein sehr altes Gebäude und ursprünglich im
gothischen Stil erbaut. — Im Jahre 1585 war sie so baufällig, dass die Gemeinde zu
B. auf ihr Gesuch von dem Grafen Hans Günther von Schwarzburg einen offenen
Brief erhielt, durch welchen ihr gestattet wurde, zu dem Bau resp. der Reparatur
ihrer Kirche Beiträge zu sammeln. Bei der Reparatur, die sie hierauf erfuhr, wurde,
wie sich noch erkennen lässt, die Südseite derselben neu aufgeführt und erhielt dabei
anstatt der früheren kleinen und schmalen gothischen Fenster längere und breitere.
Von dem alten Gebäude sind erhalten geblieben die Ostseite — Altarraum — mit
vier schmalen gothischen Fenstern und an der Nordseite das gothische Portal und die
dazu gehörige Kirchthür mit den alten eisernen Bändern, dem Schlosse und dem
Schlüssel derselben, alles von höchst alterthümlicher Form. Das über dieser Thür be-
findliche Fenster ist ebenfalls gothisch.

Von demselben hohen Alter, wie die Kirche, also aus dem dreizehnten oder
vierzehnten Jahrhundert stammend, ist der in ihr befindliche Altarschrein (s. Beil. III),
der zugleich ein treffliches Werk der alten Holzschneidekunst ist. Das Mittelstück
desselben stellt auf reichem Goldgrunde die Krönung der Maria durch Gott Vater
und Sohn dar, und daneben stehen in den beiden über einander befindlichen Feldern
je zwei Heilige; auf den beiden Seitenflügeln befinden sich die zwölf Apostel,
sechs auf jedem Flügel. Auf der Rückseite des rechten Flügels ist die Geburt
Christi, auf der des linken Flügels die Anbetung desselben durch die Weisen
des Morgenlandes dargestellt. Am obern Rande des Schreins befindet sich eine
kleine etwas schadhafte Gallerie von Draht, in deren Mitte ein kleines Crucifix steht,
welches seiner romanischen Form nach aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts
stammen mag. — Unterhalb des Altarschreins stehen vor der Altarnische drei Heilige
in halber Leibesgrösse.

Von ziemlich hohem Alter sind auch die beiden sehr schweren kupfernen Altar-
leuchter, die schon im Kircheninventar von 1688 verzeichnet stehen.

Der gutsherrliche Kirchenstand ist besonders durch die Gegenstände be-
merkenswert!], die sich auf demselben befinden und in kriegerischen Emblemen: Kanonen,
aufgepflanzten Kugeln, Lanzen, Fahnen u. a. m. bestehen. Derselbe wurde von dem
schwedischen Oberst von Krackenhof, dem damaligen Besitzer des Ritterguts zu
B., erbaut und in der angegebenen Weise ausgeschmückt. An der Süd- und Westseite
dieses Kirchenstandes befinden sich je zwei Wappenschilder, die ursprünglich das
krackenhofsche Wappen enthielten; jetzt findet man auf denselben das Wappen
der Herren von Niebecker.
 
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