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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Editor]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0056

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Ebeleben mit Marksussra.

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selben ein grosses Orangen- und Palmenhaus — letzteres seit 1882 das Carl-Marie n-
Rettungshaus — errichten. S. Fig. 10. — Im Jahr 1781 versorgte derselbe Fürst
Schloss und Garten mit gutem Wasser, welches er von dem benachbarten Dorfe Rocken-
sussra durch eiserne Röhren dahin leiten Hess.

Das Schloss war von der Ost- und Nordseite mit einem tiefen Wallgraben um-
geben, über welchen ehemals eine Zugbrücke führte. Der Fürst Christian Günther
liess 1772 statt der letzteren eine steinerne Brücke, vor derselben ein stattliches Thor
und die beiden links und rechts daneben stehenden Gebäude errichten. Der rechte
Thorpfeiler trägt als Krönung das schwarzburgische Wappen, von einem Ritter
gehalten, der linke das bernburgische Wappen, von einem Bären gehalten. —
Der Wallgraben ist zum Theil ausgefüllt und wird als Gartenland benutzt, zum Theil
steht er noch unter Wasser.

Die Gebäude der fürstlichen Domaine, gewöhnlich das Vorwerk genannt,
liegen ziemlich in der Mitte des Orts, östlich von dem bereits erwähnten Teiche. Das
Wohngebäude ist schon alt, hat aber bezüglich seines Baustiles nichts Bemerkens-
werthes aufzuweisen; die Neben- und Wirthschaftsgebäude stammen meistens aus
neuerer Zeit.

Marksussra. Mit dem Stadtflecken Ebeleben bildet Marksussra, ein kleines
Dorf, zum Gau Winidon gehörig, seit der Reformationszeit in jeder Beziehung nur
eine Gemeinde. Das Dörfchen, etwas über 1 km nordöstlich von Ebeleben, liegt an
der von Sondershausen nach Langensalza resp. Mühlhausen führenden Chaussee und
an der Hohenebra-Ebeleber Secundärbahn, deren Endstation Ebel eben sich in dessen
nächster Nähe befindet.

Urkundliche Namensformen: ums Jahr 800 Suzare, 979 Suozare, 1143 Suzere,
1157 Suzzero, 1268 Marchtsuszere, 1301 Martsuzere, im 15. Jahrhundert
Marketsuzere, Marcsuszere, Marcksuszera und Marksussra; im Volksdialekt:
S uhster.

Der Sage nach war M. schon im Anfange des achten Jahrhunderts vorhanden;
denn in dessen Nähe soll sich 731 oder 732 Bonifacius auf seiner Bekehrungsreise
mit seinen Begleitern, flüchtig vor den Heiden in der Gegend des Frauenberges bei
Sondershausen, zuerst wieder gesammelt haben. Der Anklang, den er mit der Ver-
kündigung des Evangeliums bei den Bewohnern jener Gegend fand, veranlasste ihn,
nördlich von M. eine Capelle zu erbauen, die er seiner Begleiterin Walpurgis weihete.
Die Stelle, wo dies geschah, damals eine Wiese, führt, obwohl längst Ackerfeld, noch
heute den Namen Bonifaciuswiese; von der Capelle St. Walpurgis aber ist keine
Spur mehr vorhanden. Doch soll der Ritter Albert von Ebeleben sie im dreizehnten
Jahrhundert noch vorgefunden und, nachdem er sie hatte restauriren lassen, dem Cister-
cienser-Nonnenkloster daselbst überwiesen haben.

Dieses Kloster war eine Stiftung des ebengenannten Ritter Albert, der dasselbe
im Jahre 1277 auf seinem zu Marksussra gelegenen Vorwerk mit Consens der Grafen
von Gleichen als Lehnsherren ins Leben rief. Ehe noch die Klostergebäude ganz
vollendet waren, liess der Stifter zehn adelige Jungfrauen aus dem Kloster Büren auf
dem Eichsfelde und bald nachher vier bürgerliche Jungfrauen aus dem Kloster Annrode
kommen, die er auf seine Kosten unterhielt und ihnen zu ihren gottesdienstlichen
Hebungen die restaurirte Walpurgiscapelle anwies. Die Stiftung erhielt 1287 von dem

Erzbischof Heinrich von Mainz, einem Bruder des Stifters, die Bestätigung.

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