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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0129

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Sondershausen.

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welche mit der linken Hand ein Wappenschild hält, von dessen vier Feldern zwei je
eine Schachbrettzeichnung enthalten, die beiden anderen leer sind; ein Balken durch-
schneidet die vier Felder von rechts oben nach links unten. — In die Haupttheile des
Bechers sind römische Silbermünzen eingelassen, 9 in den Fuss, 28 in zwei Reihen in
den Kelch und 8 in den Deckel, und zwischen diesen Münzen, sowie an allen Theilen
des Bechers findet man die feinsten in Silber getriebenen und vergoldeten Ornamente,
welche von einer Meisterhand in der Modellirkunst zeugen; namentlich gilt dies von
der auf dem Deckel stehenden Ritterfigur.

Auf der inneren Seite des Deckels ist ein Medaillon mit dem Brustbilde dessen,
der dieselben anfertigen Hess, nämlich des Bischofs Wilhelm von Strassburg, *) wie aus
der Umschrift hervorgeht. Diese ist:

WILHELMYS • DEI - GEA • EPYS • AR&EN • ALSACIEÜV - LANTGBAYIYS . A° ,

ETATIS ° SVE ■ LI -

Unter dem Fusse des Bechers befindet sich in einem Medaillon dasselbe Wappen,
wie auf dem oben beschriebenen Schilde des Ritters, mit der Umschrift:
INSI&NIA • EIYSDEM ° ANNO • DO « MINI • M ■ D ° XXYI •

Der oben angeführte massiv-goldene Becher ist zehnseitig, vom Fusse bis zur
Spitze des Deckels, welche einen Fürstenhut darstellt, 0,30 m, ohne Deckel 0,21 m
hoch und von 0,12 m oberen Durchmesser. Was diesen Becher aber, abgesehen von
seinem materiellen Werthe und seiner geschmackvollen Form, besonders interessant
und werthvoll macht, ist der Umstand, dass er aus schwarzburgischem Golde, d. i.
aus Golde, im schwarzburgischsen Thale Kolitsch (Goldisthai) gewonnen, hergestellt
worden ist, wie auch die Inschrift an der innern Seite des Deckels bezeugt:

SERENISSIMUS. PRINCEPS. AC DOMINUS. DN. CHRISTIAN. GUILIELMUS.
PRINCEPS. SCHWARZBURGI. E. IV. COM. IMP. ET. COM. HÖHNST. DYN. A. S. L.
L. ET CL. POCULUM. HOCCE. EX. AURO, TERRAE. PATRIAE. QUOD. YALLIS
KOLITSCHIA. PROTULIT. IN. REI. MEMORIAM. USUMQUE. POSTERORUM
REGENTIUM. PERENNEM. CONFLARI. FECIT. MDCCXIX.

Auf dem innern Boden des Bechers steht:

INTEGER ET CONSTANS ET NULLA LABE NOTATUS,
AURUM CEU NOSTRUM, QUI BIBIT INDE, SIET!

Das achteckige Haus (s. Fig. 35), westlich vom Schlosse und noch höher,
als dieses, gelegen, war seiner ursprünglichen Bestimmung nach ein Tournierhaus und
wurde 1709 vom Fürsten Christian Wilhelm erbaut. Es enthielt auf einer Scheibe,
welche durch eine unter ihr befindliche Maschine in Bewegung gesetzt wurde, ein
Caroussel mit Pferden, auf welchen man sich Belustigen und allerlei Uebungen vor-
nehmen konnte; für die Zuschauer befanden sich ringsum zwei Gallerien über ein-

*) Wilhelm L, Graf von Honstein, Herr zu Lohra und Clettenberg, Sohn des Grafen
Ernst IV., hatte sich dem geistlichen Stande gewidmet, wurde 1486 zuerst Domprobst zum heiligen
Creuz zu Nordhausen, nachher Canonicus zu Mainz und Strassburg, 1488 Eector der Academie zu
Erfurt und endlich 1509 von dem Erzbischof zu Magdeburg, Herzog Ernst zu Sachsen, in Gegen-
wart des Kaisers Maximilian I. zum Bischof von Strassburg installirt, residirte aber zu Zabern.
Er starb 1541.
 
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