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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0149
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Westgreussen. — Wiedermuth.

Bis 1509 war die Capelle zu Westgreussen Filial von der Pfarrkirche St. Gum-
bert! zu Clingen; von da an erhielt sie ihren eigenen Pfarrer in der Person des da-
maligen Vicars an der „Capelle St. Andreae vor dem Schlosse" in Clingen; derselbe
hatte aber die Verpflichtung, in der eben erwähnten Capelle wöchentlich eine Messe
zu lesen.

An der Nordwestseite des Dorfes soll an der Stelle, welche den jetzt dort ganz
unbekannten Namen Jericho hatte, ein Kloster gestanden haben; es fehlt jedoch
über dasselbe jede weitere Kunde, und an dessen einstiges Vorhandensein erinnert nur
die Benennung der Aecker, welche an jener Seite des Dorfes liegen, indem man sie mit
„hinter dem Kloster" bezeichnet.

Wüstung. In der Flur von Westgreussen und etwa 3 km südwestlich vom
Dorfe ist die Wüstung Gröbern, urkundlich: 1343 Kraborn, 1363 Krabern, 1467
Craborn und 1506 im Jechaburger Archidiaconatsregister unter dem Namen Kroborn
als zur sedes Greussen und als noch intact bezeichnet.

Ehemals soll an der bezeichneten Stelle ein Schloss und ein Dörfchen dieses
Namens gelegen haben, jenes auf einer Anhöhe, dieses südwestlich davon in dem nach
Rohnstedt führenden Thale. Das Schloss oder die Burg Gröbern soll bereits 1290
auf Befehl des Kaisers Rudolph zerstört worden sein und hätte demnach zu den Raub-
burgen gehört; von dem Dörfchen und namentlich von der Kirche desselben sollen,
wie Zeitz in seinen Annalen der Prohstei Jechaburg berichtet, noch zu Anfang des
achtzehnten Jahrhunderts „rudera" vorhanden gewesen sein.

Gegenwärtig sind an der Stelle, wo das Schloss gestanden haben soll, Stein-
brüche, gleich unterhalb derselben ist ein offener Brunnen, der Gr ob er's che genannt,
und eine Stelle, südwestlich davon, heisst das (Grober'sche) Kirchhöfchen.

Von der Flur des ehemaligen Dorfes Gröbern ist der grössere Theil zu der von
Westgreussen, der kleinere zu der von Grossenehrich gekommen.

Wiedermuth,

Pfarrkirchdorf mit 290 Einw., Altgau, 19 km südwestlich von Sondershausen, liegt
am Abhänge und Fusse einer nach W. meistens sanft ansteigenden Landhöhe, an
einem von W. herkommenden Bache, am rechten Ufer der Helbe und wird von der
Keula-Ebeleber Chaussee durchschnitten.

Urkundliche Namensformen: 1128 Widermude, 1285 Widermuthe und
Widdermuthe, 1343 Weddermude und Weddermuth, 1532 Wiedermiht; im
Volksdialekt: Weddermieth.

Die Kirche St. Petri, sedes Marksussra, ist sehr alt und war ursprünglich
eine kleine Capelle, welche, nachdem die Ostseite derselben eingestürzt war, 1620 nach
dieser Seite hin verlängert wurde. Eine Inschrift über der sog. kleinen Kirchthür
enthält die Jahreszahl 1620 und den Spruch aus Psalm 56,7.:

HERR ICH HABE LIEB DIE STiETTE DEINES HAVSES.

Von dem hohen Alter der Kirche geben auch die ungewöhnlich langen Kirch-
schlüssel mit ihren sonderbar gestalteten Bärten oder Kämmen Zeugniss, sowie die
höchst primitiven, ganz aus Holz gefertigten Schlösser.
 
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