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Apuleius; Klinger, Max [Editor]
Amor und Psyche: ein Märchen des Apullejus — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.41353#0091
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Felsgebirges, von dem die trüben Wellen einer schwarzen
Quelle fliessen, die die stygischen Sümpfe bewässern und
die heisseren Gewässer des Cocytus nähren? Von dort
bringe mir gleich in dieser Urne die aus der Tiefe der
Quelle geschöpften, eiskalten Tropfen!“ Mit diesen
Worten, denen sie noch schwere Drohungen hinzu-
fügte, übergab sie ihr ein krystallenes Gefäss.
Psyche beschleunigt ihre Schritte und eilt nach der
höchsten Spitze des Berges, in der Hoffnung, dort das
Ende ihres traurigen Lebens zu finden. Sobald sie in
seine Nähe gekommen, sieht sie die fürchterlichsten
Schwierigkeiten vor sich. Denn ein glatter Felsen von
ungeheurer Ausdehnung speit aus tiefem Schlunde ge-
waltige Wassermassen hervor, die aus finsterm Kessel
brausend in das nächste Thal fliessen. Zur rechten
und linken Seite lauern greuliche Drachen mit langen
Hälsen, deren Augen sich nie schliessen und beständig
Wache halten. Auch schützen die stimmbegabten
Wasser sich selbst, indem sie oft ausrufen: „Gehe fort!
was tliust du? Siehe was du machst! Hüte dich und
fliehe, du wirst umkommen!“ Psyche aber, über die
Unmöglichkeit der ihr zugemutheten Aufgabe entsetzt,
ward starr wie in Stein verwandelt und entbehrte
selbst des letzten Trostes der Thränen.
Aber dem milden Auge der Vorsehung blieb die



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