Die Anstaltskirche, nach außen dem Typus einer französi-
chen Schloßkirche ähnelnd, erhielt eine üppige neugoti-
sche Ausstattung, denn die vorreformatorische Gotik emp-
fand man als würdigen Kirchenstil (Abb. 102).
Wenige Jahre später orientierte sich Keller für den Bau der
Augsburger Diakonissenanstalt in der Frölichstraße an
norddeutscher „kirchlicher“ Backsteingotik, um dem stren-
gen Charakter der kirchlich-caritativen Einrichtung gerecht
zu werden (Abb. 105).
Auch beim Umbau zweier ehemaliger Fuggerhäuser zwi-
schen Anna- und Philppine-Welser-Straße zum Kaufhaus
Kröll und Nill griff Keller auf gotische Formen — diesmal
auf den Kanon der deutschen Spätgotik zurück, quasi aus
„denkmalpflegerischen“ Gründen (Abb. 103). Denn hinter
der schlichten bestehenden Fassade der Empirezeit29) fand
Keller Reste einer spätgotischen Architektur, im Hof zwi-
schen beiden Gebäuden Rudimente eines spätgotischen
Arkadenganges. „Unter Wiederverwendung historisch wert-
voller gotischer Architekturteile“ — wie es im Firmenkata-
log heißt —30), erstellte der Architekt aufwendige neugoti-
sche Fassaden mit Erkern und fialenbesetzten Giebeln,
welche nach zeitgenössischer Aussage ein „Stück Alt-
Nürnberg“ nach Augsburg trugen.31) Dahinter entstand ein
für die Zeit modernes, „zweckmäßiges“ Kaufhaus mit gro-
ßer Verkaufshalle: die gotischen Hofarkaden mit Netzge-
703 Augsburg, Kaufhaus Kröll und NHI, Ansicht zur Phil.-
Welser-Straße
104 Augsburg, Verkaufsraum von Kröll und Nill
103
104
69
chen Schloßkirche ähnelnd, erhielt eine üppige neugoti-
sche Ausstattung, denn die vorreformatorische Gotik emp-
fand man als würdigen Kirchenstil (Abb. 102).
Wenige Jahre später orientierte sich Keller für den Bau der
Augsburger Diakonissenanstalt in der Frölichstraße an
norddeutscher „kirchlicher“ Backsteingotik, um dem stren-
gen Charakter der kirchlich-caritativen Einrichtung gerecht
zu werden (Abb. 105).
Auch beim Umbau zweier ehemaliger Fuggerhäuser zwi-
schen Anna- und Philppine-Welser-Straße zum Kaufhaus
Kröll und Nill griff Keller auf gotische Formen — diesmal
auf den Kanon der deutschen Spätgotik zurück, quasi aus
„denkmalpflegerischen“ Gründen (Abb. 103). Denn hinter
der schlichten bestehenden Fassade der Empirezeit29) fand
Keller Reste einer spätgotischen Architektur, im Hof zwi-
schen beiden Gebäuden Rudimente eines spätgotischen
Arkadenganges. „Unter Wiederverwendung historisch wert-
voller gotischer Architekturteile“ — wie es im Firmenkata-
log heißt —30), erstellte der Architekt aufwendige neugoti-
sche Fassaden mit Erkern und fialenbesetzten Giebeln,
welche nach zeitgenössischer Aussage ein „Stück Alt-
Nürnberg“ nach Augsburg trugen.31) Dahinter entstand ein
für die Zeit modernes, „zweckmäßiges“ Kaufhaus mit gro-
ßer Verkaufshalle: die gotischen Hofarkaden mit Netzge-
703 Augsburg, Kaufhaus Kröll und NHI, Ansicht zur Phil.-
Welser-Straße
104 Augsburg, Verkaufsraum von Kröll und Nill
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