Böttiger, Carl August [Hrsg.]: Archäologie und Kunst (1.1828,1)

210

so wie in der Architcktur, die sie mit viclcm Eigensinne
tneben, waren für München ihr Tagewerk in der Kunst.
Won ihrer Protcus - Moral für die Hohen und für die
Niedrigen, von der Kühnheit ihrer politischcn Mari'mcn,
ist hicr der Ort nicht zu reden, wohl aber die hefti'ge Re-
action zu crwähnen zwischen ihnen und zwischen den zahl-
reichen ständischen Abteyen Bayerns, besonders den treffli-
chen Benediktincrn, eine Neaction, die besonders in der
Hi'storie zu vielen und folgenreichen Verhcimlichungen und
LZerfälschungcn geführt hat. Was bolcn si'e nicht alles auf,
um die, 1769 am heutigen Tage, durch dcn Muth und
Geist einiger vaterländisch gesinntcr Männer, gestiftete A ka-
demie. dcr Wissenschaften im Keime wieder zu vernichten?
Denn Nationalität und DYnastie galt ihnen stcts
weit weniger als R om. Es wäre ihnen sehr gleichgültig
gewesen, ob Max Emanuel in Oesterreich, odcr Lcopold I.
und Maria Lheresi'a in Bayern reussirt hätten, wenn nur
Rom und der Orden nichts dabey verloren. Der Schlag
ihrer Aufhebung entfesselte auch die Geister in Bayern. Es
geschah Vieles für den, durch die Jesuiten gänzlich vernach-
lläßigten Volksunterricht, ihr WLssen, ihre Kunst gehörte
uur den Hohen und Honoratioren. Wie aber der lange
Druck unvermeidlich ei'nen starken Gegendruck herbeiführt,
und das Uebel, das er vcrmeiden will, gerade erzwingt
und beschleunigt, so folgte den Jesuiten in Bayern ei'ne,
ihnen in der Form ganz nachkopirte, noch schlcchtere Schu-
le, die der I llu m in a t en. Jhre höchst tadelnswerthe
Lendenz führte das Obskuranten-, Denunzianten- und
Spionen-System der unscligen, höchst unpopulärcn Negie-
rung Karl Theodors herbey, so daß 17Y9 der Churfürst
Max Ioseph, nachmaliger König, als ein wahrer Erlöser
und Befreyer begrüßt wurde. Nun strömten die vertricbe-
nen Jlluminaten, zum Theil die beßten Köpfe der Nation,