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Archenholz, Johann Wilhelm von; Wieland, Christoph Martin [Oth.]
England und Jtalien (Erster Band. Erster Theil.): England — Leipzig: [Verlag nicht ermittelbar], 1786 [VD18 90954270]

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https://doi.org/10.11588/diglit.68020#0172
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i6r Fünfter Abschnitt.
genliebe, Gegenstände in einem ganz andern Lichte,
als die ganze übrige Welt, zu betrachten. Er hatte
daher schon in Frankreich denen Ungeheuern Tiberius
und Nero, eine Lobrede gehalten. Er hatte den De-
spotismus gelobt, und behauptet, daß die Sklave-
verey der Freiheit weit vorzuziehn sey; daß das Brod
ein verfluchtes Nahrungsmittel wäre, u. s.w.'Die
Engländer waren noch so ziemlich weggekommen,
allein izt, da sie seine Annalen nicht lesen wollten,
die doch vorzüglich zu ihrer Aufklärung geschrieben
waren, fand keine Gnade mehr Statt. Nunmehr
hieß es, daß England keine großen Männer hervor-
brächte. Die fo gepriefene englische Staatsverfas-
sung tauge nichts. Es wäre keine Freiheit in Eng-
land. Die Engländer besäßen keine Industrie, und
ihreFabriken und Manufakturen wären unbedeutend.
Die englische Marine wäre schlecht; sowohl Offi-
ziers als Matrosen verständen das Seewesen nicht,
und hätten keinen Muth; desgleichen, Garrik wäre
rin schlechter Schauspieler gewesen. Linguet hatte
zwar niemals diesen großen Künstler gesehn, über
den die Welt nur Eine Stimme hatte; allein den-
noch schloß er aus der Art der englischen Deklama-
tion , Aktion, Analogie mit andern in England be-
liebten Schauspielern, u.s. w. daß Garrik ein sehr
mittelmäßiger Akteur gewesen sey. Seine Urtheile
über Shakspear und das englische Theater waren
ihm als einem Franzosen eher zu verzeihen. Er bot
seinen ganzen Wir auf, wenn er auf diesen unsterb-
lichen Dichter kam, und würdigte ihn zu der niedrig-
sten Klaffe pöbelhafter Schmierer herab. Er machte
von dessen Trauerspielen ganz falsche Vorstellungen,
und
 
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