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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 1.1877

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Heft 1
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Gurlitt, Wilhelm: Antike Denkmäler im Wiener Privatbesitze, [1]: [Sammlung Millosicz]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9391#0020

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Sammlung Millosicz.

Der k. k. Contre - Admiral, Herr Georg Ritter von Millosicz,
der Zeit Stellvertreter des Chefs der Marine-Section des k. k. Kriegs-
ministeriums in Wien, hat jede Müsse seines langjährigen dienstlichen
Aufenthaltes in der Levante zum Aufsuchen und Sammeln von Alter -
thümern an den Küsten des östlichen Mittelmeeres benutzt. So bietet
die Sammlung wegen ihres vorwiegend griechischen Bestandes ein
bedeutendes Interesse 1).

*) Einige der von Herrn von Millosicz gesammelten Stücke sind in den
Besitz des k. k. Münz- und Antiken-Cabinets übergegangen. Es sind nach gütiger
Mittheilung des Herrn Directors, Freiberrn v. Sacken, die folgenden, jetzt im un-
teren Belvedere befindlich:

1. (Museums-Nummer 165a). Unterer Theil einer Aphroditestatue. —
Weisser, stark krystallinischer Marmor. — Höhe ohne die Basis 1*06. Obere Breite
von Hüfte zu Hüfte 0-50. H. der runden Basis 0-08. Durchm. ders. 0*55. — Nur an
den Zehen des r. Fusses und einigen Falten vor dem 1. Schienbein ist die Oberfläche
erhalten, sonst ist sie vom Seewasser zerfressen und gelb und braun gefärbt. Ab-
gebrochen die Enden der Gewandung vor dem 1. Fuss, der vordere Theil des Gegen-
standes unter dem 1. Fuss, die Basis vor und hinter dem 1. Fuss. Viele Falten sind
bestossen. Erhalten ist nur der untere Theil, welcher, wie bei der Venus von Milo,
aus einem besonderen Stücke gearbeitet war: die Fuge ging, wie dort, mitten durch
den Gewandbausch, der um die Hüften liegt. Die obere Fläche des Blockes senkt
sich stark nach 1. und zeigt Erhebungen und Senkungen, welche zum Eingreifen in
den oberen Block zugerichtet sind, und zwei Dübellöcher; zu dem einen führt noch
der Rest einer Gussrinne. — Kurz beschrieben von B. Stark Nach dem griechi-
schen Orient S. 153. — Gefunden und aus einer Wassertiefe von 6 M. gehoben
durch Herrn von Millosicz im Meer bei Smyrna. — Motiv der Venus von Milo,
nur ist der 1. Fuss etwas mehr zurück und höher aufgesetzt. Dagegen stimmt die
Behandlung des Gewandes ganz überein: der schwere herabfallende Zipfel und die
Spannungsfalten, welche von der r. Wade zum L Bein aufwärts gehen. — Frische,
griechische Arbeit; der Gegenstand unter dem 1. Fuss, welchen Stark einen Helm
nennt, ist unkenntlich.

2. (Mus.-Nr. 32a.) Weiblicher Kopf von aphro disischem Typus. —
Feiner, weisser Marmor. — H. mit dem Hals und dem abgerundeten, zum Einsetzen
bestimmten Bruststück 0*27. — Die Nasenspitze ein wenig beschädigt, sonst ist die
sorgfältig geglättete Oberfläche vortrefflich erhalten. — Abgebildet v. Sacken die
antiken Sculpturen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinets Taf. 33 links, vgl. S. 58.
— Aus Tralles. — Der Kopf ist leise vorgeneigt, die schmalen Augen blicken
nach r.; im einfach gewellten, nachlässiger behandelten Haar liegt eine Tänie, vornin
der Mitte derselben ein Bohrloch. Die starke Nase und das Grübchen im Kinn geben
dem Kopf einen individuellen Ausdruck. — Griechische Arbeit. — An der Stelle, wo
nach Aussage des früheren Besitzers der Kopf gefunden worden ist, hat Herr
v. Millosicz nachgraben lassen und einen gebogenen weiblichen r. Arm ge-
 
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