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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 1.1877

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Heft 1
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Conze, Alexander: Römischer Reliefstein zu Baden bei Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9391#0090

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Material soll nach Herrn Rolletts Angabe ans dem benachbarten
Soosser Gebirge sein. Zwei aneinanderstossende Seiten sind mit
Reliefs versehen.

Die breitere Seite (0*82) zeigt, trotz erheblicher Zerstörung
kenntlich, rechts einen nach links gewandt stehenden jugendlichen
Krieger; er ist nackt bis auf die Chlamys, welche auf der rechten
Schulter geheftet die linke Seite bedeckt; in der linken Hand hält
er das Schwert. Er blickt auf eine weibliche von links her sich
gegen ihn wendende Gestalt-, den rechten Arm streckt er aus, wie
um von ihr den Helm, den sie ihm darbietet, in Empfang zu nehmen.
Diese weibliche Gestalt trägt einen Mantel von der rechten Hüfte
gegen die linke Schulter hinauf umgeschlagen, so dass der rechte
Arm, so wie die rechte Seite des Oberkörpers nackt bleibt. Ihr
Haar ist am Hinterkopfe in einen Knoten gefasst; hinter Kopf und
Rücken zeigen sich fast senkrecht parallel laufende Streifen, welche
nicht dem Gewände angehören können, vielmehr auf einen Flügel
gedeutet werden müssen. Es ist also Victoria, welche einem jungen
Krieger den Helm reicht, das Ganze wie noch sonst an römischen
Monumenten auch unserer Gegenden nicht beispiellos , eine nicht
römisch-reale, sondern griechisch-ideale, jedoch nicht gerade mythische
Vorstellung. Bemerkenswerth sind die Farbenreste des Reliefs, da
unsere Berichterstatter sie für ursprünglich halten. Der Grund er-
scheint violett, an einer Stelle reiner roth. Das Haar der Victoria
ist gelb, am Gewände zeigen sich schwache rothe Spuren, der Helm
ist gelb mit einem umlaufenden rothen Streifen, beim Krieger die
Chlamys gelb, in den Falten dunkelroth.

Die Reliefdarstellung der links anstossenden schmäleren Neben-
seite (0*48) lässt bei stärkerer Zerstörung, die auch von den Far-
ben nur ein Stück rothen Grundes übrig gelassen hat, zwei nach
rechts, also gegen die anstossende Reliefseite hin, sich bewegende,
weiter jedoch nicht zu unterscheidende Figuren erkennen.

Von allen Figuren ist nur die obere Hälfte erhalten, da der
Stein unten, wie gesagt, abgebrochen ist. Aber auch der ganze
Stein kann nur ein Werkstück eines grösseren, wahrscheinlich
sepulcralen Monuments, dessen Ecke er bildete, gewesen sein. Die
nicht mit Relief versehenen Flächen zeigen allerdings keine beson-
dere Herrichtung für den Verband mit anderen Steinen. Die Kante
rechts hinter dem Krieger ist abgeschrägt. Die Reliefs stehen in
mässiger Erhebung auf dem leise eingetieften Grunde. Das Ganze
 
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