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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Kekulé von Stradonitz, Reinhard: Marmorgruppe der Sammlung Modena in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0017
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11

Cavedoni hat die Figur Venus genannt, wie ich glaube mit
Hecht. Der heutigen Gewöhnung, Kunstwerke möglichst voraus-
setzungslos anzusehen, wird es mehr entsprechen, an ein sterbliches
Mädchen oder eine Nymphe zu denken, welcher, wie sie dasteht
und sinnend in die Ferne sieht, Eros Liebesgedanken ins Ohr flüstert.
Auch innerhalb der Grenzen der in der antiken Kunst üblichen Dar-
stellungsweise würde man eine ähnliche Deutung, wenn auch bei
einem, freilich nicht sehr grossen, Marmorwerk dieser Art vielleicht
nicht gerne auf ein namenloses Mädchen, doch auf eine in Sage
und Dichtung gefeierte Frauengestalt, an der Eros seine Macht er-
probt, wie etwa Echo, für reizvoll und möglich halten. So hundert-
fach gesellt sich auf den Vasengemälden Eros schönen Mädchen
und Frauen, ihnen dienstbar, sie schmückend, geleitend, auf sie zu-
fliegend, in einer endlosen Kette von zierlichen Motiven, die den-
selben Gedanken, dass Eros von Schönheit und Anmuth untrennbar
sei, in neuen Wendungen aussprechen. Auf Vasen3), auf Reliefs4),
auch in pompejanischen Bildern5) erscheint Eros neben Paris, ihm
über die Schulter herüber zuredend und ebenso in pompejanischen
Bildern neben dem Kopfe des Narkissos6) und eines Jünglings mit
Lanzen7), in welchem man also einen Jäger, der verliebt ist oder
den Eros vergeblich zur Liebe ermahnt, wie Hippolytos, vermuthen
darf. Andere Male schmiegt sich Eros am Boden stehend an die-
jenigen an, die er berückt; an Paris auf anderen Reliefs8) als den
eben genannten, an Phädra auf den schönen Sarkophagreliefs9), an
Artemis oder eine der Artemis gleiche Jägerin auf den pompejani-
schen Bildern, in denen Heibig10) Artemis und Aktäon, Dilthey11)
Artemis und Orion vermuthet haben. Besonders ausdrucksvoll ist
dies Motiv in einer wundervollen attischen Reliefform aus Thon112): eine
Frau in feinfaltigem Chiton, der von der rechten Brust herabgleitet,
und in freier wallendem Obergewand, lehnt sich, sehr stark zurück-
gebeugt, an einen Pfeiler, auf den sie den linken Arm im Ellbogen

3) Overbeck Gall. her. Bildw. Taf. XI, 1.

4) 0. Jahn Archäol. Beiträge S. 330 ff. Berichte der kgl, sächsischen Ge-
sellsch. der Wissensch. 1849 p, 55 f.

5) Heibig Wandgemälde 1271-1278. 1287.

6) Heibig Wandgemälde 1350.

7) Heibig Wandgemälde 1395.

8) Overbeck Gall. her. Bildw. Taf. XI, 13. Vergl. XHI, 2.

9) Mon. dell' Inst. VI, 6. VIII, 38.

10) Wandgemälde 253—255.

11) Bull, dell' Inst. 1869 S. 151.

12) Ein Ausguss befindet sich im akademischen Kunstmuseum zu Bonn.
 
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