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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Schneider, Robert: Fischerbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0033
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auf der Rückseite des Gefässes scheint an dem rechten Fusse einen
Schuh zu tragen.

Situation und Charaktere sind vortrefflich erdacht und mit
wenigen Strichen glücklich wiedergegeben. Es ist ein Bild 7 man
darf sagen voll frischen Humors und feiner Naturbeobachtung. Die
Herme an dem Wege, der ohne Zweifel zum nahen Fischerhause
führt, auf der einen Seite, der Felsen und die Fische auf der
andern deuten die Landschaft an, in der die Scene sich abspielt.
Köstlich ist der schon durch seine wenig städtische Barttracht
charakterisirte Fischer, den vor Ungemach nur sein Phlegma be-
wahrt, und einen wirksamen Gegensatz zu ihm bilden die zwei
Burschen, in welchen sich das Temperament der Jugend verschieden
aber gleich treffend äussert: in dem einen, wie er dem nächsten
Eindruck mit aller Naivität sich hingibt, in dem andern, wie er in
unbefangener Fröhlichkeit seine Arbeit spielend vollbringt. Beson-
ders sprechend ist die Handbewegung des letzteren. Sie macht
ganz den Eindruck, als ob er dem Grotte im Vorbeilaufen einige
gewiss nichts weniger als euphemistische Worte zugerufen hätte.

Mit dem bekannten Idol des Weg und Steg schützenden Gottes,
der gleichsam der stete Zeuge alles menschlichen Handels und
Wandels ist, nimmt der gemeine Mann das Recht für sich in An-
spruch, zutraulich wie mit einem alten Bekannten zu verkehren.
Seine äussere Erscheinung fordert seinen Humor heraus. Um ihn bei
guter Stimmung zu erhalten, lässt er es an keiner Rücksicht fehlen,
schmückt und bekränzt sein Bild, legt ihm Spenden und Lecker-
bissen vor; hilft das nicht, so sind ihm gelegentlich auch Vorwürfe
und Scheltworte geläufig. Vasenbilder, die uns so oft die intimsten
Einblicke in antikes Leben und antike Sitte gestatten, bieten auch
hiefür mehr als einen charakteristischen Zug. Da steht ein Mann
vor dem Idole, mit den Armen lebhaft gestikulirend, wie wenn er
sein Anliegen, das uns die Rückseite des Gefässes Herrath, dem
Gotte recht begreiflich machen wollte8). Als ob es sich um ein
gutmüthiges Wagniss handle, fasst ein Ephebe das Bild beim Barte9).
Ein junger Opferdiener, der es eben geschmückt hat, kann es nicht
lassen, bevor er sich entfernt, mit dem apotropaeischen Abzeichen
unschuldigen Scherz zu treiben10). In unserer Scene erhält das

s) Gerhard auserlesene Vasenbilder 276, 1.

8) Gerhard Hermenbilder auf Vasen (Abhandlungen der königl. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin 1855) Taf. 2, 5.
10) Gerhard a. a. 0. Taf. 5, 1.
 
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