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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0023

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17

er nur zur Auffindung von Sternen zweiten dritten oder vierten
Ranges verwandt, deren Schulzusammenhang er bis zur Quelle ver-
folgt mittheilt31). Bei Meistern ersten Ranges hält er keine Beleh-
rung seiner Leser oder seiner selbst nöthig, die Stelle über Onatas
ausgenommen, den er erst selbst zum Meister ersten Ranges macht.
Bei dem Orientirungsversuche über Kolotes ist er auf den älteren
Praxiteles als den Lehrer desselben gestossen. Das hat aber wahr-
scheinlich nur zur Folge gehabt dass er jenen auch ins vierte Jahr-
hundert gesetzt haben wird7 denn die Athena in Elis die ihn über
diesen Punkt hätte aufklären können, hielt er fälschlich für ein Werk
des Phidias.

Die Eorm der Angaben des Zeitunterschiedes zwischen Alka-
menes und Praxiteles TTpaHixeXns be xd ÖYdAuaxa eipYaaaxo xpixq
uexd 'AXKauevnv üörepov feveä klingt allerdings für den ersten Augen-
blick bestimmt und bestechend. Sie scheint den älteren Praxiteles
den Grossvater des jüngeren stillschweigend anzuerkennen und aus-
zuschliessen, da wir aber im selben Kapitel Absatz 5 wieder yeveaig
öe xpimv euoö rrpöxepov begegnen, so werden wir auf dasselbe kaum
weiteren Nachdruck legen mögen.

Es sprechen hier auch noch historische Gründe ihr Wort mit.
Mantinea das erst kurz nach den Perserkriegen aus fünf Landflecken
eine Stadt geworden, schloss im Jahre 420 ein Bündniss mit Athen
Elis und Argos. Damals wohl kam Alkamenes32), und die Aufstellung
der Hera und Athena des Praxiteles war der monumentale Ausdruck
eines politisch; n Gedankens. Zwei Jahre später kam Mantinea
wieder in die Gewalt Spartas, welches es nach dem Königsfrieden
zerstörte. Nach 15 Jahren wieder aufgebaut gelangte es doch nicht
wieder zu voller Blüthe. Dem grossen Praxiteles aber zu einer Zeit
hier umfangreiche Denkmäler zuzumuthen als man sich begnügte das
Treffen von Mantinea durch die Erwerbung einer Copie des euphra-
norschen Gemäldes in Athen zu feiern, geht doch wohl kaum an,
während es andrerseits wieder ganz begreiflich wäre wie gerade der
ältere Praxiteles durch sein Verhältniss zu Kalamis^ der ja auch für
Mantinea gearbeitet hatte, zu den Staatsaufträgen daselbst gekommen
sein mochte.

31) Manchmal findet er sie auch nicht wie V 23, 2: tö oe äjaKfJLa ev
'OAuuiria tö ävctxe6ev uttö xwv 'EÄArivuuv euoinaev 'Ava^ayopac; AiYivr)xr)c;- xoO-
tov oi OVfj(pä\\iavTec, T(* $S TrXdoxac; -rrapiaaiv ev xoTq Aöyoh;. Die codd. haben
für irXdoxac;, das eine sichere Verbesserung Schubai*ts ist, TTXaxcnäc;.

32) Vergl. Müller De Phidiae vüa et operibus 19.
Archäologisch-epigraphische Mitth, IV. o
 
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