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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0024

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18

Wir wenden uns nun zu einer Gesammtbetrachtung der dem
älteren Praxiteles revindicirten Werke wie der Nachrichten die wir
auf ihn zu deuten glauben dürfen. Lässt sich, wie ich hoffe, aus
den einzelnen Zeugnissen ohne Anwendung der in der griechischen
Künstlergeschichte so beliebten Auspressungsmethode ein Bild einer
künstlerischen Individualität in groben Umrissen entwerfen, das
innerer Wahrscheinlichkeit nicht entbehrt, dann denke ich besässen
wir darin eine Probe auf die Einzelresultate, die nur mehr eine be-
schränkte Fehlergrenze offen liesse.

Es sind, wie wir sahen, meist umfangreiche manchmal ins Ko-
lossale gehende Gebilde fast immer in strenger Verbindung mit der
Architektur, die, wie sie schon in ihrer äusseren Erscheinungsform
an die Zeit des Phidias erinnern, auch ihrem Inhalt nach den Lieb-
lingsaufgaben derselben entsprechen. Für diesen Praxiteles passt
die sonst so anstössige Zusammenstellung mit Phidias und Myron
als Kolossalbildner, mit Phidias und Alkamenes als Goldelfenbein-
techniker von demselben Lukian, der an einer anderen Stelle Phidias
und den Meister der knidischen Venus zeitlich nur allzu scharf
trennt33). Pausanias nennt ihn einen Autodidakten und seine
Künsterlauf bahn begann wohl in dem grossen Atelier der parischen
Steinbrüche. In einer Zeit, wo in ganz Griechenland neue Tempel
oft aus dem Schutte der alten emporschössen, brachte er es durch
eine ins Grosse angelegte Thätigkeit, die auf einen stark entwickelten
Geschäftssinn hinweist, rasch vorwärts. Bald sehen wir ihn mit
Kaiamis bald mit Kallimachos, dann wieder mit Alkamenes und
Strongylion an der Arbeit, ein Bild, das unser Wissen vom Künstler-
kreise um Phidias recht wesentlich bereichert. So muss er sich in
den Besitz eines ansehnlichen Vermögens oder doch einer ange-
sehenen socialen Stellung gesetzt haben, denn er verheiratete seine
Tochter an Phokion, und hinterliess seinen Söhnen ein weitbekanntes
Atelier, das durch drei weitere Generationen der Mittelpunkt der
attischen Plastik blieb.

Wir wenden uns nun zur zweiten Generation. Als der zweite
Chef des Hauses tritt uns ein Kephisodot, der präsumtive Sohn und
Vater eines Praxiteles entgegen, gleichen Namens mit dem vierten
Familienoberhaupte seinem vermuthlichen Enkel. Dieser jüngere

33) Gallus 24. Hist. 51. Vergl. Blümner Arch. Stud. zu Lucian S. 22. De
Imagg. 23 jheisst es: etcröc; ei oi) toüto eivou ti^v "AOnväv üTrd\r)q>ac; tö
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