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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0010
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wendet man sich jetzt, wie durch eine Art von Reaction, der leicht
und doch züchtig bekleideten, in den Formen immer noch reichlich
schlanken Jungfrau zu, deren Vorbild Athene in den vielen der
Parthenos näher oder ferner stehenden Statuen ist. Von schmalen,
fast dürftigen Formen und dabei tiefer Gürtung sind die Frauen
der Parthenonsmetopen, mit denen in beiden Stücken durchaus auf
einer Stufe stehen die Xanthischen Nereiden (M. i. d. 1. X, 11 f.).
Grösser und stattlicher sind die Frauen der Giebel, aber selbst
Aphrodite und Peitho, wie ich sie zu nennen fortfahre, oder Nike39)
und gar die schmächtige Iris im Ostgiebel bewahren bei aller Schön-
heit und Grossartigkeit der Form doch die alte Zurückhaltung, wie
man fast sagen möchte. Die Gürtung ist tief bei Aphrodite, Selene,
der Kekropide C des Westgiebels; bei Nike nur scheinbar höher
durch fehlerhafte Verkürzung der Mittelpartie. Der hohe, d- h. unter
der Brust liegende Gürtel Amphitrites im Westgiebel ist Singularität
so gut wie bei der Olympischen Wettläuferin im Vatikan. Am Fries
finde ich Gürtung nur bei der Nike neben Hera, und zwar tiefe.
In Olympia zeigen in Metopen gürtellos Athena, die Hesperide die
schmalen Formen, tiefe Gürtung im Ostgiebel die Nymphe und im
Westgiebel die alten grässlichen Weiber. Tiefe Gürtung hat auch
die Nike des Paionios, deren etwas vollerer, durch Bestossung der
Falten unterm Gürtel noch voller und manchem anstössig erschei-
nender Unterleib bei sonst noch unnatürlich schmalen und schlanken
Formen ein Anlauf ist ähnlich, wie bei der Hetäre im Innenbild der
Schale des Brygos (Conze, Vorlegebl. S. VIII, 5). Nicht anders
in Bezug auf Formen wie Gürtung die von Matz gewürdigte sogen.
Dido, die berühmten Amazonenstatuen, so auch die Frauen und
Amazonen des Phigalischen Frieses, am Niketempel wenigstens
Aphrodite, verschiedene Niken der Balustrade, an denen schon der
weibliche Körper als solcher mehr zu wirken beginnt, und selbst
das Relief von Paramythia. Am Erechtheion ist das einzige Bei-
spiel deutlicher Gürtung (Schoene Gr. Rel. I—IV, 33) gleicher Art.

Münzbilder kommen nicht viele in Betracht, alle aber die ich
gefunden habe, stehen in beiden Stücken durchaus in Einklang mit

39) Ich halte meine Gründe gegen Identificierung mit der Begleiterin von
Poseidons Wagen im Westgiebel durchaus nicht für widerlegt. Ist es Nike, so
kann sie neben dem Wagen des unterliegenden Poseidon nicht Platz haben. (Anders
steht es freilich jetzt nach Trendelenburgs Aufsatz in der Arch. Zeit. 1880 S. 130,
wo Hermes und Iris im Westgiebel so einander entsprechend angenommen werden,
wie ich für den Ostgiebel gedacht hatte. Doch zweifle ich noch.)
 
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