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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0033
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29

diese bildend. Hinter jedem Ohr einer jeden fallen eine oder
zwei Locken über die Schulter nach vorn, während die Masse
des Haares schlichter über den Rücken hinabfällt.

Die ungemein lieblichen und Aphrodite gleichen Köpfchen
sind länglichen Ovals, mit schmalem Mund und eingetieften
Mundwinkeln; fein und zierlich Arme und Hände. Bei der
dritten erkennt man die Halsfalten, auch die Kniebiegung des
zurückgesetzten Beines, während das vorgesetzte gestreckt ist;
bei ihr, die den ganzen Körper ein wenig vorneigt, erkennt
man auch einmal, dass der beschuhte Fuss mit voller Sohle
auftritt, während bei der ersten nur die Zehen den Boden be-
rühren. So ist die Gleichheit der Gresammterscheinung aller
drei Mädchen durch eine Fülle kräftigerer und feinerer Züge
wieder aufgehoben. Ich glaube das Werk der ersten Hälfte
des dritten Jahrhunderts zusprechen zu dürfen;
c) Venedig in der Marciana; abgeb. Zanetti le Statue di S. Marco
11,8, danach Wieseler Denkm. a. K. II, 890; Valentinelli Marmi
scolpiti del museo archeologico della Marciana di Venezia T. XXX
mit Seite 161. Vgl. Conze Arch. Z.eitung 1873, 87, welcher
gegen Burckhardt Cicerone S. 544 mit Recht bemerkt, dass es
'keine altgriechische Arbeit sei, sondern eine Arbeit im heiligen
Stil aus späterer Zeit'64). Herkunft nicht angegeben, doch
wohl griechisch. Während die einfachere Hermenform der vor-
hergehenden Nummern als ältere Art gelten könnte, machen
hier — nach den Abbildungen zu urtheilen — drei viereckige
Hermen, mit dem Rücken gegen einen runden, oben überragen-
den Schaft gestellt, den Eindruck, als wären die Hekategestalten
jede für sich in Hermenform zurückübersetzt65). Die drei Köpfe
mit den üblichen Locken. Die drei umtanzenden Mädchen sind
hier nicht vor die Ecken gestellt, sondern vor die Front der
Hermen wie bei a. Dieselbe Verschiedenheit fand sich auch
schon bei den einfachen Hekataia, wenn der Kern nicht als
runder Schaft, sondern als dreiseitiger Pfeiler gebildet war,
ohne dass ein tieferer Zusammenhang angenommen zu werden
braucht66). Aber während dort die Stellung vor den Ecken

6A) Conze berichtigt auch einen Irrthum des Cicerone über die Verwendung
der Herme als Basis, wiederholt von Schreiber Arch. Zeit. 1879 S. 75 zu N. 148.

65) Löcher, die Hermenarme einzusetzen (ähnlich Vm) bemerkte Conze a. O.

66) Auch wenn man an den oben angenommenen Ursprung der Dreigestalt
aus dem runden Schaft oder dreieckigen Pfeiler mit drei Köpfen dran denkt, wird
man die Köpfe an den abgefasten Ecken möglich finden wie an den Seiten, doch
etwas mehr vielleicht das letztere.
 
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