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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0086
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82

gedacht? War das letztere nicht von Anfang an der Fall, so musste
es doch wohl von selbst dahin kommen. Und wenn bei Ovid
Metamor. 7, 194 Medea rnft tuque triceps Hecate. . . dique omnes. . .
adeste, oder bei Lucian 77, 1 Geistesstörung sprichwörtlich vom
Anblick der Tpixapnvog hergeleitet wird, so ist doch wohl die Göttin
mit mehreren Gestalten zugleich erscheinend zu denken.

Selbst diese Unklarheit — bei einer Spuckgestalt nicht un-
natürlich zeigt sich auch in den bildlichen Darstellungen, von
denen manche wie Yb c AAefgh BB a mehr, andre wie Yd BB d
CCb? DDcd weniger Zweifel an einer mit dreifachen Gliedern aus-
gestatteten Gestalt lassen. Das sicherste, bedeutendste und früheste
Beispiel dessen ist die berühmte Hekate der pergamenischen Gigan-
tomachie135), allerdings die einzige Darstellung, wo die Dreigestalt
nicht bildartig sondern lebendig und in Action erscheint. Obgleich
wir nämlich bei dem Versuch, uns klar vorzustellen, wie dieser eine
Leib die drei Köpfe und sechs Arme getragen habe, auf Schwierig-
keiten stossen, die der Künstler geschickt umgangen hat, ist doch
an der Thatsache nicht zu z weifeln und sehen wir hier bestätigt,
was oben gesagt wurde, dass die Darstellung der drei Arme einer
Seite als dreier linker, der andern als dreier rechter die Vereinung
der Dreigestalt anzeige. Denn deutlich sind hier die Arme der
linken Seite ais linke zur Abwehr mittels Schild, Scheide (und
Fackel?), die der rechten als rechte zum Angriff mit Speer, Schwert
und Fackel bewegt,3G).

Sollte dies auch, nicht nur unter den erhaltenen Darstellungen,
sondern überhaupt die älteste dieser Art gewesen sein, was nicht
zu erweisen, so würde man doch jene geringeren Darstellungen
der vereinten Dreigestalt nicht von jener ableiten wollen, da sprach-
licher wie bildlicher Ausdruck mit innerer Nothwendigkeit auf diesen
Punkt hindrängten.

Der ganze Entwicklungsgang, der von der Einheit ausgehend
diese zur Dreiheit auseinanderlegt, um zuletzt die Dreiheit wieder

135) Die Ergebnisse der Ausgrr. von Pergamon S. 57.

136) Tracht und Haar gehn nicht erheblich von dem Herkömmlichen ab. Die
Zugehörigkeit zur zweiten Gruppe bekundet sich schon in dem Zusammenwachsen
zur Einheit, deutlicher in der Kürze der Fackel und dem Schwert. Die andren
Waffen wird man aus der Situation erklären, für den Speer, aber nicht dessen
eigenthümliche Form, auf Artemis oikövtici allenfalls noch sich berufen dürfen, ob
aber auch für den Schild auf Mond und Sonnensymbolik, und auf den Schild bei
Pan oben S. 54a.
 
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