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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [2]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0108
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104

Grundlagen noch einer näheren Untersuchung bedürftig. Urlichs hat
zuerst die Identificirung des Samiers und Rheginers Pythagoras
vermuthet, indem er auf politische Ereignisse hinwies, die sich in
der ersten Hälfte der siebenziger Olympiaden abspielten und mehr
als einen Samier zum Rheginer machten. Die Auffindung der Basis
der olympischen Euthymosstatue hat diese Identificirung bewiesen.
Damit scheint auch für die Zeit des Pythagoras entschieden, und
dies Resultat würde von dem Ansätze des Plinius Olymp. 90 weit
genug abführen. Indess dünkt mich auch ohne Berücksichtigung
dieses Ansatzes eine Vermuthung berechtigt, die ihn um eine Gene-
ration jünger machte. Wenn es sein Vater war, der von Samos aus-
wanderte , dann konnte auch noch der Sohn mit den beiden so
ähnlichen Masken des Samiers und Rheginers erscheinen. Nun wäre
es eine ans Wunderbare streifende Fügung zu nennen, wenn das neue
Vaterland für den Samier plötzlich einen Meister hervorbrächte,
während ganz Sicilien und Grossgriechenland während der ganzen
Zeit der griechischen Künstlerblüthe nicht einen der Erwähnung
werthen Bildhauer gestellt , aber sehr viele grosse des Festlandes
reichlich beschäftigt hat. Ist es nicht natürlicher anzunehmen, dass
dieser Lehrer eben der Vater des Pythagoras war , und nur darum
nicht auch als Samier bekannt ist, weil Pausanias allein ihn ge-
nannt hat, der auch Pythagoras nur als Rheginer bezeichnet. Brunn
dachte an die Möglichkeit eines Familienzusammenhanges mit dem
Philosophen Pythagoras, dessen Vater der Steinschneider Mnesarchos
war48). Nun dem würde unser Klearchos als Vater des Pythagoras
gerade nicht entgegenstehen. Warum der Samier bei Eucheiros ge-
lernt hat, kann ich natürlich nicht sagen; dass aber sein Zeus, ein
Sphyrelaton, wohl ein sehr frühes Werk, nicht ganz aus dem Stile
des Rhoikos herausfiel, der doch den Erzguss erfunden haben soll,
kann man aus dem Vergleich der interessanten aber keineswegs
schmeichelhaften Kunsturtheile des Pausanias ersehen49).

Damit wäre für Pythagoras' Thätigkeit etwa die Mitte der acht-
ziger Olympiaden gegeben. Ende der siebenziger mag er die Statuen
des Astylos und Euthymos gefertigt haben. Jene war erst, wie wir
aus der Inschrift ersehen, am Schluss seiner Siegeslaufbahn ge-
setzt, und so wird es auch trotz der wiedersprechenden Auffassung
Overbecks mit diesem Bilde gewesen sein 50). Das wäre nach Olymp. 75

48) Künstlergesch. I Sv116.

49) Paus. III 17. 6, X 38. 7.

50) Gesch. d. gr. Plastik 3 Anm. zu S. 202. Der Krotoniate hat auf der Basis
wohl gesagt vöv 6e XupaKÖo"io<; wie der Mainalier Phormis.
 
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