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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Domaszewski, Alfred von: Grabstein eines Centurio aus Carnuntum
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0194
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mittelbar unter der Inschrift dargestellten Waffen ein besonderes
Interesse.

Links von der vitis erblicken wir den Schuppenpanzer, rechts
einen Helm und darunter Beinschienen. Die vitis ist als Stab mit
einfachem, oben flachem Knopfe gebildet11). Der Helm, halbkugel-
förmig (aus Metall cf. Vegetius p. 49), mit einem Stirnring als Ver-
stärkung und starken Backenklappen, trägt am Scheitel an einem
Stiele eine crista. Diese ist wohl als ein halbkreisförmiger Metall-
reif mit eingesetztem kurzem Rossbusch zu denken und ist quer-
gestellt, eine Eigenthümlichkeit des Centurionenhelms, der Vege-
tius Erwähnung thut p. 45, 11 (ed. Lang): „centuriones — loricato s
transver sis cassidum er istis, ut facilius noscerentur, singulas iusse-
runt gubernare centurias, quatenus nullus error existeret, cum centeni mi-
lites sequerentur non solum vexillum suum sed etiarn centurionem, qui
Signum habebat in galeau und p. 49. 5: ^centuriones vero habebant cata-
fractas et scuta et galeas ferreas, sed transversis et argentatis
cristis, ut celerius noscerentur a suis. Eine treffende Parallele bildet
ein zweiter Grabstein eines Legionscenturionen aus St. Veit bei
Pettau (C. I. L. III 4060, mir liegt nur eine Skizze Conze's vor,
die nicht über alle Einzelheiten mit Sicherheit entscheiden lässt).
Hier ist die crista ebensfalls deutlich als eine transversa gebildet,
besteht jedoch aus Federn. Die Beinschienen bilden die Körperform
nach und tragen am Kniebuckel einen bärtigen Kopf. Dies findet
sich in gleicher Weise auf dem Grabstein des Sertorius. Der Be-
deutung nach sind diese Köpfe zweifellos als Apotropaeen aufzu-
fassen 12). Die Beinschienen sind wohl ein den Centurionen eigenthüm-
liches Ausrüstungsstück. Wenigstens finden sie sich auf allen Grab-
steinen der Centurionen, während sie den Legionaren fehlen 13). Der

11) Also nicht als Krückstock! ebenso auf dem Grabstein des Caelius (Lin-
denschmit I. H. 6 t. 4) und einem Klagenfurter Kelief (Jabornegg Kärntens röm.
Alt. p. 158). Auf dem Veronenser Steine des Sertorius {Orti la gente Sertoria n. 2 ist
der Griff leicht gekrümmt; desgleichen C. I. L. VII 90 nach einer Photographie,
die Herr Prof. Hübner mir gütigst zur Einsicht überlassen hat.

12) cf. Jahn Lauersforter Phalerae p. 23, dem ich jedoch darin nicht bei-
stimmen kann, dass jene Köpfe, die sich auch auf den Phalerae finden, als Satyr-
masken aufzufassen sind, vielmehr scheinen es Köpfe von barbarischer Bildung.

13) In dem Eelief der Villa Albani Zoega, Bassir. 16; C. I. L. VII 90; CLL.
III 4060, E. E. IV 236 und der Grabstein des Sertorius; natürlich nur wenn der
Krieger in voller Rüstung dargestellt ist: eine Sitte, die im zweiten Jahrhundert
für die Legionare abzukommen scheint, woraus sich das Fehlen der lorica segmen-
tata auf Grabsteinen höchst einfach erklärt (cf. C. I. L. VII 244 a). Auch Kenner
in seiner Besprechung dieses Monumentes Centralcom. N. F. 6 p. CXVIII f. hält
die oereae für einen dem Centurio eigenthümlichen Bestandtheil der Ausrüstung.
 
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