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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Hirschfeld, Otto: Inschriften aus Carnuntum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0206
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218

mag der Vollständigkeit halber noch bemerkt werden, dass auf dem
von mir (Mitth. IV S. 128) publicirten Stein, der wahrscheinlich auch
einem Soldaten dieser Legion angehören dürfte, sich ebenfalls ein
Cognomen findet. Also etwa ein Drittel sämmtlicher in Carnuntum
gefundenen Steine der legio XV Apollinaris zeigt kein Cognomen,
dieselben gehören also, wie wir mit voller Sicherheit behaupten
können, der frühen Kaiserzeit, oder doch keineswegs der Zeit nach
Claudius an in). Diesen Zeugnissen gegenüber wird man, wie ich
meine, sich nicht mit der Annahme abfinden können, dass etwa das
Hauptlager der 15 Legion damals im Süden Pannoniens gewesen
und in Carnuntum nur ein Detachement derselben gestanden habe,
sondern sich unbedenklich dafür entscheiden, dass bereits im Beginne
der Kaiserzeit, vielleicht schon unter Tiberius"), Carnuntum als
Lager der 15. Legion auserwählt worden sei und dass dasselbe
durch Vespasian im J. 73 entweder einen Neubau oder mindestens

l0) Sollte auch das Fehlen des Cognomen in vereinzelten Beispielen aus
späterer Zeit sich nachweisen lassen, so kann dies sicher nicht als Argument gegen
diesen aus einer geschlossenen Gruppe von sorgfältig ausgeführten Soldateninschriften
derselben Legion und derselben Localität gezogenen Schluss geltend gemacht werden.
Uebrigens weist auch der schöne Schriftcharakter aller der mir zu Gesichte ge-
kommenen Inschriften dieser Kategorie, so insbesondere auch der von Domaszewski
(oben S. 203 fg.) besprochenen Inschrift unverkennbar auf die Zeit der Julisch-Claudi-
schen Kaiser hin.

") Dass die Legion bei dem Tode des Augustus noch mit der VIII Augusta
und der IX Hispana in ein und denselben castra aestiva sich befanden, sagt Ta-
citus (ann. I, 16). Ein Detachement derselben war nach Nauportus gesandt ob itinera
et pontes et alios usus (ann. I, 23). Der ersten Kaiserzeit gehören ferner ohne
Zweifel die in Laibach gefundenen Steine von Soldaten und Veteranen dieser Legion
an (C. I. L. III, 3835. 3845. 3847 vgl. 3848. Ephem. epigr. II n. 811 ; die drei
ersten ohne Cognomen, denn Tarquiniensis in n. 3845 wird als Heimatsbezeichnung
zu fassen sein ; in der letzten Inschrift hat der Soldat ein Cognomen, dagegen der
darin genannte C. Caestidius L. f. Pol. nicht). Einer vorläufigen Zeitungsnotiz aus
Laibach vom 24. November d. J. entnehme ich folgende Nachricht: „In der Nähe
unseres Friedhofes wurden bei Anlage einer grösseren Gärtnerei römische Gräber
aufgedeckt, deren jedes aus sechs dicken Ziegelplatten besteht. Die grösseren der-
selben tragen in der Mitte der Rückseite einen Doppelkreis (eingedrückt), unter dem
die Inschrift LEG-XV zu lesen ist. Sämmtliche Gräber lagen seicht unter der Damm-
erde auf dem Obergrunde des Saveschotters. Die Deckplatte war überall zer
brochen, der innere Raum voll Erde, deren dunklere untere Lage Kohlenreste
zeigte." Demnach wird in jener Zeit das Standlager der Legion vielleicht in Lai-
bach selbst, jedesfalls aber nicht sehr weit entfernt im Süden von Pannonien ge-
wesen sein. — Die Angabe des Tacitus (ann. 12, 29) zum J. 50: Claudius. . .scripsit
Palpellio Histro, qui Pannoniam praesidebat, legionem (es ist die 15. gemeint) ipsa-
que e provincia lecta auxilia pro ripa componere spricht weder für, noch gegen die-
Existenz des Lagers in Carnuntum zu jener Zeit.
 
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