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über den Termin Foucarts hinauf. Wenn aber bei Sophokles König
Oedipus v. 387 den Teiresias beschuldigt, dass ihn Kreon erkauft
habe, lügenhafte Aussprüche zu thun, mit folgenden Scheltworten:
vcpeig udxov xoidvbe unxavoppdcpov
böXiov dTupinv, öaxig iv Toxg Kepbecriv
luövov bebopxe

so zeigt eben der Umstand, dass der priesterliche Seher Teiresias
ein Agyrtes32) genannt wird, ebenso klar wie, wenn schon in Ai-
schylos Agamemnon v. 1227 Kirchh. Kassandra wegen ihrer ekstati-
schen Sehergabe geschmäht wird, wie sie selber sagt:

xaXouuevn. be cpoix&s ubg crfupxpia
TTTUJXÖg xdXmva XiuoGvrig riveaxöjunv

dass nicht gewöhnliche Bettler, sondern eben die ekstatischen wan-
dernden, weissagenden, gewinngierigen und um Geld auch bösen
Ränken ihre Künste verkaufenden Bettelpriester gemeint sind, die
also mit den wesentlichsten Zügen, mit welchen Spätere ihr Bild
malen, schon vor der Mitte des fünften Jahrhunderts in Athen all-
bekannt sind. Auch im Alterthum verfielen Frauen vorzüglich allem
sich für Religion ausgebenden Humbug mehr als Männer, darum
würde es, wie schon angedeutet wurde, zu meiner Erklärung noch
besser passen, wenn die zwei so andächtig auf den Metragyrten
Schauenden Frauen wären, wie andere meinten. Dass aber auch
Jünglinge, und wie es hier scheint, nicht von gemeinster Art, frem-
dem Götterdienste huldigten, dafür genügt es ja, an Eupolis' Bapten
zu erinnern.

Dass nun auch der Beter des Nolanischen Gefässes grade ein
Metragyrt sei, will ich, bei so viel wenigeren charakteristischen An-
zeichen gerade dieses Cultus nicht behaupten, nur dass es Phineus
nicht ist, das behaupte ich, obgleich man mir freilich einwenden
könnte, dass ja auch Phineus bei Apollonios 2, 184 fast wie ein
Agyrt dargestellt wird:

ou be YdvucrOou
eia aTreipecriotcriv oveiacriv, öcrcra oi aiei
Getfcpaxa TreuGduevoi rrepivaiexai oi'xab' orfetpav.

3i) Auch Plato a. 0. sagt ja nur drfüpTCU Kai ]uävT€i<;.
33) Vgl. Foucart a. O. S. 157.

Prag.

PETERSEN.
 
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