Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
176

indem es bis nahe an den offenen Ostrand des Thaies reichte, von
wo eine grosse lange Serpentine in das zehn bis fünfzehn Minuten
breite ebene Flussthal hinabzuführen war. Da die winterlichen
Fluthen des Dembretschai dasselbe durchaus mit Sand und festem
Schotter ausfüllen , worin sich ein im Frühling immer schwächer
werdender von dichten Reihen blühender Oleanderstauden bezeich-
neter Wasserfaden schon im Juni schliesslich ganz verliert, so konnte
hier das Flussbett selbst mit seinem leichten gleichmässigen Falle
bei geringer Nachhilfe als Strasse benutzt werden. Die neu her-
zustellenden Theile derselben waren demnach verhältnissmässig kurz,
fast genau fünf Kilometer lang, allein es galt immerhin bis zur
Thalsohle des Dembretschai eine Gesammthöhe von über zweitau-
send Fuss zu überwinden, wofür überall gründliche Abholzungen
und umfängliche Felssprengungen vorgenommen werden mussten,
und lange Strecken durch hochaufgeführte solide Futtermauern zu
unterbauen waren.

Denke ich mich in die ersten Tage unseres Aufenthaltes zurück,
als uns von allen Seiten eine Fülle kaum zu durchdringender nie-
derer Vegetation und wildaufgeworfener tief zerklüfteter Steinmassen
anstarrte, kurze Raumstrecken sich nur in stundenlangem Klettern
und Springen zurücklegen Hessen, und am Rande von Tschukur
der Abgrund des Dembretschaithales, auf dessen weissglänzendem
Sande einzelne Bäume sich wie schwarze Punkte ausnahmen, Ka-
meele und Pferde kaum mehr erkennbar waren, schwindelerregend
entgegengähnte, so will es mir jetzt fast als Kühnheit erscheinen,
dass uns diese Weghindernisse nicht entmuthigt haben. Im Anfange
freilich ging alles hoffnungsvoll leicht und gut von Statten. Der
Gefälligkeit des Commandanten, der den Fortgang der technischen
Arbeiten mit persönlichem Antheile verfolgte, dankten wir die Dar-
leihung der erforderlichen Pulverquantitäten, bis wir später aus
Castellorizo Dynamit requirirten, das dort für den Fischfang be-
nützt wird. In Ausbesserung und Schärfung der rasch sich ab-
nutzenden Werkzeuge leistete die Feldschmiede unschätzbare Dienste.
Die Temperatur war erträglich, einige Regentage brachten durch-
nässte Betten aber nur kurze Unterbrechungen der Arbeit und
einzelne harte Stellen abgerechnet erheischten die ersten Theile des
herzustellenden Weges nicht übermässige Anstrengungen. Schon
Ende Mai, als wir durch einen Besuch Baron von Warsbergs und
Professor Zumbuschs erfreut wurden, die ihr freundschaftliches In-
teresse für alle Details der Unternehmung auch an Ort und Stelle
 
Annotationen