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seltenen Kunstdenkmäler aus vorrömischer Zeit sich erhielt, und
zwar ein Monument von ungewöhnlichem Umfang, mit seinem ausge-
breiteten Reichthum von Bildwerken den Schmuck auch der ausge-
zeichneteren sonstigen Grabanlagen weit überbietend, für den er-
staunten ersten Anblick dem Zauberschloss einer Steinwüste ver-
gleichbar. Kein Schriftzug, kein erläuternder Fund ist bei den
Ausgrabungen zu Tage getreten, der über die Entstehung und den
Stifter des Monumentes hätte Aufklärung verschaffen können; man
ist auch jetzt auschliesslich auf das Monument selbst angewiesen.
Im Zusammenhang mit den geschilderten übrigen Ortsresten ist im
Allgemeinen nur so viel klar, dass es aus einer Zeit herrührt, als
Gjölbaschi für das gesammte Dembreplateau die nemliche Bedeutung
besass, welche in der römischen Kaiserzeit dem centraler gelegenen
Kyaneai zufiel, und die ganze Art seiner Anlage und Ausstattung
setzt ausser Zweifel, dass es die Familiengruft irgend eines Orts-
gewaltigen der voralexandrinischen Epoche war, ein Analogon zu
einem Mausoleum, wie es in so entlegener Berggegend sich in guten
Tagen einer der vielen ephemeren Tyrannen errichten mochte, an
denen die griechische Geschichte namentlich in den halbcivilisirten
oder barbarischen Theilen ihres Gebietes so überreich ist.

Das Heroon, von dem eine Zeichnung Niemanns auf Tafel IV
eine landschaftliche Ansicht bietet, steht auf der Ostseite des
schmalen Felsrückgrates der Akropolis, am Ende und Abschluss
ihrer Umfassungsmauer, mit der es bei der Anlage in Conflict ge-
rathen zu sein scheint, und nimmt die volle Breite desselben ein.
„Es besteht", wie Niemann näher ausführt, „aus einem nicht ganz
rechtwinkeligen Mauerviereck von zwanzig bis vierundzwanzig Me-
tern Seitenlänge, welches allein von der Südseite her den Abhang
herauf zugänglich war und sowohl nach Norden das Hochthal von
Tschukur als gegen Mittag das Sattelthal von Gjölbaschi dominirt*).
Die Mauern sind aus grossen Kalksteinquadern aufgeführt, welche
an Ort und Stelle gebrochen wurden: sie haben eine Dicke von
einem Meter und erheben sich drei Meter hoch über dem geebneten
Boden des Innern, das sie hofartig einfrieden. Aussen reichen von
den tiefer liegenden Fundamenten der Ost-, Nord- und Südseite bis

*) Bequemlichkeitshalber ist in den folgenden Beschreibungen durchgängig
Süd, West, Ost und Nord gesagt, wo es der Orientirung des Gebäudes genauer ent-
sprechend Südost, Südwest, Nordost und Nordwest heissen sollte.
 
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