Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn (7.1883)

29

Diodor:
Orestes —
Aeropos 6
Pausanias 1
Amyntas 24

24 + 7

31

Syncellus:

Orestes

3

Archelaos

4

Amyntas

1

Pausanias

1

Amyntas

5

Argaios

2

Amyntas

12

28

24 + 4

Die Verkürzung um 3 Jahre erklärt sich daraus, dass Aeropos
statt 6 nur 4 Jahre erhält und das eine Jahr des Pausanias nicht,
wie bei Diodor selbstständig, sondern in die Gesammtsumme (24)
von Amyntas' Regierung einbegriffen ist; sie hängt ebenfalls zu-
sammen mit der Heraufrückung der makedonischen Epoche bei
Syncellus und der Erhöhung der Zahlen der früheren Könige vor
Archelaos. Diese beträgt 20, die Verminderung (bei Amyntas I.)
7, die reine Erhöhung also 13, welche gleich bleibt, da nach Amyntas
II. die Erhöhung um 1 und Verminderung um ebensoviel ßich die
Wage halten; von 13 unsere 3 abgezogen, bleibt als schliessliche
Erhöhung 10, welche zu dem Jahre 781/0 (cf. oben) addiert das Jahr
791/0 als das erste Jahr des Karanos in der Vorlage des Syncellus
ergiebt50). _ Hoffentlich ist es mir im Vorstehenden gelungen,
aus dem Mechanismus der Zahlenumbildung gezeigt zu haben, dass
die bei Diodor vorliegende Liste die älteste und ursprünglichste
ist, diejenigen der Chronographen nur weitergehende Schematisie-
rüngen und Umbildungen der ersteren zu bestimmten Zwecken.
Wann diese vorgenommen wurden, ist schwer zu bestimmen: ich
glaube nicht, dass die christlichen Chronographen einfach an den
Text des Diodor anknüpften und die makedonische Epoche herauf-
rückten, es wird dies wohl schon früher geschehen sein. In dem
ersten Falle der Heraufrückung von 781 auf 791 lässt sich dies
sogar mit einer gewissen Bestimmtheit sagen, da von Gutschmid
mit der höchsten Wahrscheinlichkeit gezeigt hat57), dass letztere
Epoche schon bei Pompeius Trogus stand; vor Trogus also muss
die erste Umbildung der makedonischen Königsliste, die durch

S6) cf. v. Gutschmid S. 100. Bei Syncellus hat sich der Ansatz um 2 Jahre
verschoben.

") S. 106.