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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Dütschke, Hans: Kleobis und Biton: Sarkophagrelief der Marciana zu Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0175
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165

sondern auch eines der ältesten Agalmata der Hera in Argos, wie
es die vielbesprochene Berliner Jovase zeigt, in der Rechten eine
Fackel hält5T). Es kömmt nichts darauf an, dass Eudokia Makrem-
bolitissaM) da, wo sie die Geschichte von Kleobis und Biton fast
wörtlich nach Palaiphotos wiederholt, die Bemerkung einschaltet,
dass jenes Agalma in der einen Hand eine Scheere hielt, da auch
selbst mit diesem Attribut Hera immer, ja erst recht noch EiXeiOuia
bleibt59); denn in Argos konnte es mehrere alte Agalmata der Hera
geben, aber dem römischen Beschauer des Sarkophages musste das
Attribut der Fackel schon aus dem Grunde ganz verständlich und
bezeichnend für die Argivische Hera Eileithyia sein, weil er dabei
zunächst an die im ganzen Westen der alten Welt verehrte Juno
Lucina'10) dachte, deren Attribut gleichfalls die Fackel war6').
Zieht man ausserdem in Erwägung, dass auch der Juno Lucina als
Ossipago das Gedeihen der Kinder überhaupt zugeschrieben wurde,
gerade so wie bei den Griechen der "Hpa KOupoTpöqjoe6-), so kann
man nicht genug den sinnigen Zug der in dem Sarkophagrelief zur
Erscheinung kommenden Gedanken bewundern, wonach die priester-
liche Mutter gerade von der Gottheit, welche ihre beiden Kinder
— daher die zwei Fackeln — ans Licht der Welt gebracht hat,
nun, anstatt irdischen Segens und Gedeihens, ohne es zu ahnen,
die himmlische Gabe des Todes erfleht. Und konnte es einen pas-
senderen Trost für den Hinterbliebenen geben, als wenn er eine

5;) Abbildung und Litteratur bei Overbeck a. O. 17 fl'. Eine fackeltragende
Eileithyia in dem Achäischcn Aigion ist ganz gesichert durch Pausanias VII, 23, 5;
eine Eileithyia oder Juno Lucina (s. A. 50) will Böttiger Kl. Sehr. I, 73 auch auf
einem Terraeottarelief bei Passeri Luc. fiel. I, XCIV — mir nicht zugänglich —
erkennen. Unmöglich wäre es nicht, wegen des Ziegenfelles, was aber nicht gerade
auf die Juno Sospita Lanuvina gedeutet zu werden braucht, sondern sehr wohl auf
die zu Sparta und Korinth verehrte "Hpa aifoqxiYOi; — vgl. Prellcr a. O. 133 —
passt. Allein nicht jede fackeltragende Erauengestalt ist eine Eileithyia.

68) Violarium 435.

5!l) Vgl. Welcker Kl. Sehr. III, 199 u. 551. Mit Recht bemerkt indessen
Overbeck K. M. Hera 12, dass das Schweigen des Pausanias von diesem Agalma
die ganze Existenz desselben etwas verdächtigt. Vgl. dagegen Roscher a. O. 55.

co) Appuleius Met. VI, 4, 389: „cunclus oriens Zyyiam veneralur et omnis
occidens Lucinam appellat." Darum übersetzten die Griechen das Wort mit "Hpa
<pujöcpöpo<;. Preller Gr. Myth. 2 242, A. 2.

**J Ueber die Bedeutung desselben und die Darstellung dieses Attributes auf
einem römischen Grabsteine vgl. Brunn Ann. d. Inst. 1848, 432 ff., und Roscher
a, O. 23 ff.

8J) Die Parallele ist ausgeführt von Roscher a. O. 49 f. u. 52 f.
 
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