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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Epigraphische Mittheilungen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0203
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So weit Herr Böckh. Es ist kein unwichtiges Resultat, dass
danach die für die Legion durchschnittlich jährlich erforderliche
Rekruten zahl sich auf mindestens 250 Mann stellt, welche Zahl sich
entsprechend erhöht, wenn der Effectivstand der Legion höher an-
gesetzt wird. Von Kriegsverlust und ähnlichen Casualitäten ist
dabei natürlich abgesehen.

Auf weiteres einzugehen, würde das Mass des Briefes gar zu
sehr überschreiten. Vielleicht finden Sie Jemand, der diese Unter-
suchungen aufnehmen mag; der Statistik, die ja freilich bei Er-
örterungen aus dem Alterthum noch mehr als in unserer heutigen
Politik das Officium der Schwindelhülle verrichtet, dürfte hier ein-
mal ein nicht ganz der realen Grundlage ermangelndes Arbeitsfeld
sich bieten. Die Prätorianerverzeichnisse bieten reichliches Material,
seit wir durch Bormann wissen, was sie sind; wüssten wir nur auch,
wie viel Centurien auf die prätorische und städtische Cohorte kamen!
Aber nicht wenige wissen nicht einmal, dass wir dies nicht wissen.

Ich füge noch ein Wort hinzu über das Auftreten der Kaiser-
gentilicien auf den Soldatenlisten. Bei der Erörterung der Tafeln
von Koptos habe ich gezeigt (Eph. epigr. V p. 10), dass die durch
den Eintritt in die Legion zum Bürgerrecht gelangenden Personen
in der früheren Kaiserzeit keineswegs Vor- und Geschlechtsnamen
des regierenden Kaisers angenommen haben. Dies muss noch unter
Traianus fortgedauert haben; in dem oben angeführten Verzeichniss
von Troesmis, das auf eine Aushebung in den späteren Jahren Trajans
zurückgeht, erscheint merkwürdiger Weise nicht ein einziger Ulpier,
während nach allem, was wir sonst wissen, diese Aushebung unmög-
lich lediglich auf Bürger gefallen sein kann. Dasselbe gilt von dem
ältesten in Lambaesis zum Vorschein gekommenen Soldatenver-
zeichniss (ann. de Constantine 1882 p. 378), das aus anderen Grün-
den auf eine unter Traian vorgenommene Rekrutirung bezogen
werden muss, aber auch keinen Ulpier nennt. Dagegen finden sich
in unserem Verzeichniss unter 37 Namen 13 Aelier, von denen zwei
den Vornamen Publius führen, die übrigen ohne Vornamen auf-
treten. Eine ähnliche Liste gibt es auch aus Lambaesis. Bis auf
Hadrian werden die Gentilicien der Neubürger willkürlich gesetzt
worden sein. Auf den Tafeln von Koptos fällt das fünfmal wieder-
kehrende Longinus (nicht Longinius) auf (Eph. a. a. 0. p. 15 adn.).
Auf der Tafel von Troesmis ist ungefähr jeder sechste Mann ein
Valerius; auch auf der unsrigen sind acht Valerier verzeichnet. Ich
beschränke mich auf diese flüchtigen Andeutungen; bei weiterer
 
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