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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 8.1884

DOI article:
Hauser, Alois: Ausgrabungen in Carnuntum, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9398#0063

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57

Die Pfeilervorlagen an der Südmauer berechtigen zu der An-
nahme, dass das Gebäude nach dieser Seite eine besonders reiche
monumentale Ausstattung erfahren hatte, dass also seine Hauptfagade
dahin gekehrt war. Der Umstand, dass die Mauern nur im Fun-
damente erhalten blieben, von dem Aufbau aber keinerlei Frag-
mente erhalten waren, lässt die zunächst liegende Frage, ob alle
oder nur einzelne Intercolumnien geöffnet waren, nicht beantworten.
Die Säulenarchitektur gliederte die Südwand, ob sie mit verkröpftem
oder frei über die Säulen gespanntem Gebälke, ob mit Bogen-
öffnungen über Pfeilern mit einer zweiten Ordnung oder einer hohen
Attika in Bezug stand, ist aus dem Erhaltenen nicht mehr nach-
zuweisen. Die Säulenbasen haben einen Durchmesser von 0"95
Meter, die Höhe der zugehörigen Ordnung wird demnach über
11 Meter betragen haben.

Gegenüber der Frontseite des eben erwähnten Gebäudes, das
man wohl als Forum bezeichnen darf, wurde ein zweites kleineres
Gebäude B aufgedeckt, das seiner ganzen Anlage nach eine andere
Bestimmung gehabt haben musste, als das Erstere. Der rechteckige
Raum hat eine lichte Weite von 9'60 zu 9-45 Meter und öffnete
sich gegen Norden, gegen die Südfronte des Forums. Der Fuss-
boden, der nicht mehr erhalten war, erhob sich über Zicgelpfeiler-
chen und die Ost- und Westwand waren mit Heizröhren versehen.
Ziegelpfeiler des Hypokaustums sind noch in grosser Zahl erhalten;
sie fehlen nur in einem 6* 10 zu 4"0 Meter grossen Theile, der sich
zunächst der Nordwand wie ein hohes Podium aus Ziegel mit Beton-
beguss erhebt, der aber früher gleiche Höhe mit dem übrigen Fuss-
boden des ganzen Raumes gehabt haben wird. Ueber die Bestim-
mung dieses nicht mit der Heizvorrichtung versehenen Theiles des
Fussbodens lässt sich allerdings aus dem Mangel irgend welcher
Anhaltspunkte keine Vermuthung aufstellen. An der Südwand steht
ütier einem gemauerten Unterbau, der ins Hypokaustum hinabreicht,
ein Steinpostament von 1*15 zu 0" 85 Meter Grundfläche und 15U
Meter Höhe. Dasselbe ist mit Deck- und Fussgesims versehen,
trug aber bei der Aufdeckung weder Figur noch Inschrift. Die
Auffindung dreier am Boden des Hypokaustums lose liegender Figur-
fragmente, eines Jupiter, eines Localgenius und einer Venus und
Amorgruppe*) hat zu der Vermuthung geführt, dass man hier auf
ein Lagerheiligthum, auf einen Lagertempel gestossen sei.

f) Siehe „Archäolu^iseh-cjjigrapliisulie MiUlieilimgun" .I:ilir<r. II, p. 170.
 
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