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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 8.1884

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Hoernes, Moritz: Römisches Denkmal in Cilli
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https://doi.org/10.11588/diglit.9398#0246
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erkennen. Auf dem Architrav über der Inschriftfläche sind Profilköpfe
in flachem Relief derart angebracht, dass zwei derselben nach
aussen gewendet über den Säulencapitälen standen (der linke ist
ganz zerstört, der rechte zeigt einen idealen weiblichen Typus mit
einem Kranze von Iiaarlöckchen), zwei andere mit männlichem
barbarischem Typus, Schnurbiirten und reichem langem Haar, un-
gefähr über den Buchstaben l und n der ersten Inschriftzeile ein-
ander zugekehrt die Stellen bezeichnen, innerhalb welcher das
Giebelfeld durch einen verticalen Ausschnitt unterbrochen ist. In
diesem Ausschnitt befinden sich: am Architrav zwischen den beiden
Köpfen eine nach rechts schwebende, nackte kleine Flügelfigur;
darüber, in der Mitte des Giebelfeldes, eine en face gebildete weib-
liche Maske mit groben conventioneilen Zügen, gorgonenhaftem
Ausdruck und wulstförmig über der Stirne liegender Haartracht
oder Kopfbedeckung; endlich dicht über der letzteren eine kleinere
weibliche Protome mit idealem, von Haarwellen eingerahmtem
Antlitz. Auf den mit aufstehendem Kymation verzierten Dach-
rändern des Giebels ruht jederseits ein nach auswärts gewendeter
Löwe mit aufgesperrtem Rachen. Das untere Bildfeld zeigt zwischen
decorirten Pilastern (nach einer naheliegenden, wenn auch nicht völlig
zweifellosen Erklärung) eine mythische Kampfscene: Menelaos die
Leiche des Patroklos schirmend. Ein jugendlicher Krieger mit
korinthischem bebuschtem Helm, Halbstiefeln, kurzem Chiton und
Harnisch, der mit doppelten Lederstreifen die Hüften bedeckt, steht
umblickend sehr stark nach links (vom Beschauer) geneigt und
stützt mit dem r., fast rechtwinklig gebogenen Knie die nackte
Leiche eines Gefallenen, dessen geschlossene Beine, Haupt und
rechter Arm schlaff herabhängen, während die Lage des 1. Armes
nicht mehr zu erkennen ist. Die r. Hand des Stehenden fasst den
Gefallenen unter der Brust, die L. ist mit dem Schilde nach rück-
wärts hoch erhoben (um nachdrängende Feinde abzuwehren). Ein
nach r. flatternder Mantel liegt über dem 1. Arme und dem Rücken
und ist mit seinem anderen Ende noch unter der r. Hand des
Kriegers sichtbar. Die Stellung der Gruppe ist frei und kühn; ein
schöner und klarer Linienfluss adelt die Zeichnung, welche jedes-
falls auf ein gutes, hier in ziemlich plumper Ausführung wieder-
holtes Vorbild zurückgeht. Doch dürfte das letztere in seinem Ur-
sprung kein statuarisches gewesen sein, sofern nämlich der mit dem
Schilde ausgestreckte Arm des Kämpfenden eine Verbindung der
 
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