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ass nicht die Fesselung sondern der Transport des gefesselten
Thieres dargestellt war. Der Held trug es auf dem Rücken, wäh-
rend die Gruppe, der Pausanias I 27, 10 auf der Akropolis Er-
wähnung thut, ihn glauben machte, dass er es vor sich her ge-
trieben habe. Wir kennen diesen Typus vom „kalbtragenden
Hermes" der Akropolis her, dem ich hiemit seinen rechten Namen
zu revindiciren hoffe. Der Fundort legt ein gewichtiges Wort für
ihn ein und der Meister hat sich rechtschaffen Mühe gegeben, den
Stier als solchen zu charakterisiren. Die kurzen Hörner, das ab-
sichtlich recht deutlich gemachte Geschlechtstheil hätten eine Miss-
deutung verhindern sollen.

Die sechste Scene soll Demodokos singend im Chortanz der
Phaiaken dargestellt haben. Warum ich diese Vermehrung des
Typenschatzes der Odysseebildwerke so zweifelnd registrire, wird
nach den Erfahrungen, die gerade in letzter Zeit auf diesem Ge-
biete gemacht wurden, kaum Wunder nehmen. Wir können uns
nicht mehr auf Odysseus und Kalypso, noch auf die Nausikaa der
Kypseliden - Kypsele, noch auf den Menelaos und Proteus unseres
Monumentes berufen und die Vermuthung, dass auch bei dieser
Scene die Sachen kaum anders stehen als bei ihren nächsten Ana-
logien , lässt sich doch kaum abweisen. Den Chortanz der Mag-
neten mit Bathykles} bei dem sich die Bedenken von selbst auf-
drängen, lassen wir wohl für jetzt am besten ganz ausser Spiel,
er ist ein Uuicum, das wir uns später noch besehen wollen. Typisch
bildet die Scene keine Schwierigkeit. Die Chortänze finden sich
am hoiherischen wie am hesiodeischen Schild und dort verweist der
Dichter auf das Vorbild des Choros der Ariadne von Dädalos.
Diesem Choros der Ariadne, vermuthe ich, glich auch unser Phaiaken-
chor zum Verwechseln. Es kann doch ernstlich gar nicht fraglich
sein, dass hier Theseus mit der Leier weit besser am Platze war
als Demodokos, vermuthlich war es nur der Bart des attischen Heros,
der ihn hier für Pausanias unkenntlich gemacht hat.

Eines näheren Eingehens bedarf noch die an eilfter Stelle an-
geführte Scene, die unser Perieget mit einer anderen, scheinbar
folgenden in engsten Zusammenhang bringt. Er berichtet: Aiövucrov
öe k«i 'HpaKÄea, xöv uev rraiba exi [övxa] ec, oupavöv ecruv 'Epufjc;
qpepuuv, 'AGnvä be ajovaa 'HpaKÄea (7uvoiKr|ö"ovTa änö toutou GeoTc;.
Gegen diese Deutung, die das Geschick der beiden Zeussöhne in
so epigrammatischer Zuspitzung parallelisirt, sind schon lange Ein-
wendungen erhoben worden. Zuerst hat Stephani an dieser Zu-
 
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