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Das Schema gibt uns nicht mehr als eine ungefähre Skizze
des hinter dem goldenen Figurenschmucke verborgenen Holzgerüstes.
Von dem Eindruck, den das Werk selbst durch die Fülle des
plastischen Schmuckes, der in der ganzen Scala von der Reihe der
rund gearbeiteten Karyatiden bis zum flach getriebenen Ornament
vertreten war, durch das herrliche Material und seine zweifellos
malerische Behandlung, durch bunte Einlagen (man braucht sich
nur an die typische Weise der alten Dädalidengoldtechnik und zu-
rück an die mykenischen Schwerter zu erinnern), von alle dem
gibt es nichts. Aber die eine Thatsache, die es lehrt, ist doch
wissenswürdig: es sagt uns, dass der amykläische Thron trotz
seiner gewaltigen Dimensionen, trotz seines Reichthums von Bild-
werken ebenso gut ein Sessel war, wie der des olympischen Zeus.
Das will freilich nur den bisherigen ganz ernstgemeinten Restau-
rationsversuchen von Pyl und Ruhl gegenüber etwas sagen13).

Von dem ihm angebotenen Platze macht der Gott keinen Ge-
brauch, er stand mit Lanze und Bogen im Gestühl, das sonder-
barer Weise eine Anzahl von Sitzen enthielt. Für welche crüvGpovoi
sind die gewesen, da ja eine praktische Verwendung hier völlig
ausgeschlossen ist? Die Frage, wie Bathykles auf eine solche
durch kein Bedürfniss postulirte Form kam, erledigt sich, wenn
man bedenkt, dass der Götterthron an Thronen der Erde sein Vor-
bild gehabt haben muss. Da wird diese Form begreiflich, wenn
der Herrscher im Rathe von Mitfürsten seine Macht ausübt, wie
denn die Stammfürsten der Perser gleich dem Grosskönig die Krone
tragen.

Zeitlich nicht allzuweit und auch räumlich durch die Her-
kunft seines Meisters näher, als es im ersten Augenblick scheint,
steht der Thron von Amyklä dem der Perserkönige aus dem Hause
der Achämeniden, dessen Bild die Felsengräber von Nagsh-i Rüstern
und Persepolis uns in authentischer Weise vorführen14). Siebenmal
erscheint dort dasselbe nur in kleinen Details variirte Schema.
Zu unterst eine Fa§ade, die wie man allgemein und mit gutem Grund
angenommen hat, jener verlorenen des Palastes des Darius in grossen
Zügen entspricht, darüber ein Thronbau und zu höchst der König
auf einem Bathron, den Bogen in der Linken, während die Hand-

1S) Arch. Ztg. 1852. 1854.
14) Stolze, Persepolis I Tf. 70—73, II Tf. 106—111; Dieulafoy Vart antique

de la Ferse III Tf. 2—4 und I Tf. 10.
 
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