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dankt, das ist schon lange nach Gebühr gewürdigt worden, bezüg-
lich der bildenden Kunst sind nur die ersten Ansätze zu einer
richtigen Erkenntniss vorhanden. Die landläufige und handbücher-
liche Auffassung geht einer historischen Betrachtung noch ängstlich
aus dem Weg und thut so, dass man glauben könnte, es wäre die
hellenische Kunst im Kloster erzogen und unter Perikles in Staats-
dienst eingetreten.

In gleich innige Verbindung, in die die Bechersage Bathykles
mit Krösos, bringt die Ringsage Theodoros mit Polykrates. Sie
sieht fast wie eine Variation jenes Themas aus. Und dennoch ist
sie etwas ganz anderes. Ihre leichte poetische Umhüllung birgt
einen festen historischen Kern. Die Erzählung Herodots III 40
klingt wohl märchenhaft und die ethische Tendenz macht sie noch
verdächtiger, aber die Art, wie er den Act als feierliche Staats-
action beschreibt, darf nicht übersehen werden. Auf einer Pente-
kontaetere fährt der Fürst mit grossem Gefolge auf die hohe See,
dort wirft er den Ring it&vtujv öpuuvTUJV tujv cnjuTrXöuiv in die Wogen
und segelt froh zurück. Wem fällt hier nicht die Vermählung des
Dogen von Venedig mit dem Meere ein? und wenn er diesen Ge-
danken abweist, er kommt wieder, wenn er Cap. 122 liest: TToXu-
Kp&iris y<*P ecJTi TrpujTos tujv f])uei<; Tbuev 'EXXnvuiv öc; GaXacrcroKpaTeeiv
eTrevor|9r| k. t. X. Dass die Wiederfindung des Ringes nichts gegen
die Realität beweist, lehrt die Wiederkehr dieses Zuges gerade
beim Dogenbrauch. Aber der Gedanke der Ehe mit dem Meere
ist doch unmöglich antik? Gewiss, aber das ist auch nicht der
ursprüngliche Sinn dieser Ceremonie. Der Thalassokrator drückt
das Siegel auf das ihm unterworfene Element, das ist antik-verständ-
lich und grandios gedacht, die venetianische Version hat den
Ring der Braut vergessen. Dass es aber auch im Geiste der Zeit
gedacht ist, dafür möchte ich die Bestrafung des Gyndes (Diala)
anführen, den Kyros nach Herodot in 360 Kanäle zertheilen lässt, und
die allbekannte des Hellespontes durch Xerxes, zu welchen Grote
III S. 15 der deutschen Uebersetzung eine Reihe von Analogien bei-
bringt. Auch dem Sinne des Polykrates war eine solche Symbolik
nicht fremd. Er hat ja Rhenea, das er dem Apoll von Delos
schenkte, mit Ketten an diese Insel gefesselt.

Mag es nun Wahrheit, mag es Dichtung sein, der Zug bleibt
gleich bedeutungsvoll, dass die samische Seeherrschaft besiegelt war
mit dem Ringe des Theodoros, des Sohnes des Telekles.

Wien WILHELM KLEIN
 
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