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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0068
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bis an 600 M. hohen Steilwänden mit zahlreichen Windungen durch-
schlängelt — eine einsame wildschöne Landschaft, nur von Adlern,
Falken und Geiern bewohnt. Nach einem zweistündigen mühevollen
Ritt, wobei man auf einen oft ganz verschwindenden Saumpfad
angewiesen ist und sechsmal durch die Struma waten muss, er-
scheinen in einem öden Felsamphitheater auf einem langgestreckten
Vorsprung des rechten Ufers, an 100 M. über dem Flussniveau
erhoben und von drei Seiten von steilen Abstürzen eingeschlossen,
die steinernen Substructionen eines alten Castells, das sogenannte
Zemensko Kaie; die ganze Enge von Belovo bis R^&zdavica wird
allgemein gleichfalls Zemen genannt. Das ist die in slavischen
Quellen des 12. —14. Jahrhundert öfters genannte Burg ZemLn.
Weiter folgen die hohen Wasserfälle eines vom rechten Ufer in
die Felsenge hineinspringenden Gebirgsbaches bei Skakävica, so-
dann auf einem vorspringenden niederen Kegel des linken Ufers
die Reste eines kleinen viereckigen Thurmes und endlich vor dem
Dorf Razdavica das untere Felsthor mit dem Ausblick in das weite
Bassin von Küstendil. In der Ebene vor der letzten Enge ragt
dann bei dem Dorfe Nikolicevci ein glockenförmiger rebenbepflanzter
Hügel empor, gekrönt von der Ruine eines schönen dreikuppligen
Kirchleins, erbaut zum Andenken an die blutige Schlacht von
„Zemh,n" oder „Velbuzd" zwischen den Bulgaren und Serben am
28, Juni 1330, an der Stelle, wo das Zelt des Serbenkönigs stand'21).
Die Schlacht würde dafür sprechen, dass diese Strymonpässe im
Mittelalter oder noch früher als gewöhnlicher Weg begangen wurden,
und die Lage von Zernien würde diese Ansicht bekräftigen. Es
scheint mir aber, dass die Hauptstrasse damals, wie noch jetzt,
doch nur weiter südlich durchs Gebirge ging, denn der Engpass
selbst wird bei höherem Wasserstand ganz unwegsam, hat keine
Spuren eines gebahnten Weges aufzuweisen und bietet bei seinen
Windungen und brückenlosen Uebergängen nur eine höchst an-
strengende Passage.

In dem Bassin von Küstendil betritt man wieder einen klas-
sischen Boden. Das Becken, welches im Gegensatz zu den früher
genannten keinen besonderen alten Namen hat, ist nicht gross. Es
ist ein Dreieck, von O. nach W. 15—18 Kilom. lang, von N. nach
S. an 10 Kilom. breit. Die Nordostseite bildet die Struma, über
deren Ufer unmittelbar die Höhen der Konjovska oder Crvenjanska

21) Gesch. d. Bulgaren S. 295.
 
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