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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0202
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orituvy Potami cognomento. Die Umgebung ist voll Fundamente
alter Mauern, und am die ganze Quellengegend herum gehen die
Spuren einer ausgedehnten, wie es scheint, polygonalen Umfassungs-
mauer, die in neuerer Zeit als Steinbruch für den Bau der Festungs-
werke von Varna diente und dadurch zum grössten Theil bis zur
Unkenntlichkeit rasirt wurde. Es fehlt auch nicht an grossen
Quadern und Säulenstücken, an gewaltigen Sarkophagen, Thon-
gefässen und namentlich an römischen Münzen. Viel altes Bau-
material ist in den Mühlen und besonders in den Wehren verbaut.
In einem Backofen zu Devna soll ein griechisches Fragment mit
dem Namen des Kaisers Traian eingemauert sein, ist aber jetzt
übertüncht. Herr Lazar Uukov aus Devna, einer der Bauern -
deputirten der bulgarischen Nationalversammlung, hatte die Güte,
für mich die Inschrift eines neu ausgegrabenen Sarkophages ab-
zuzeichnen :

D es M es
MYkzMOcsALVANO<
COSCo^VSöINGEIVVS«
DEC es POSVIT ö

d. m. Myrizmo alumno Cosconius Ingenuus dec(urio) posuit.

Der Ort an den Quellen gilt jetzt als ein Fieberherd, und selbst
das schöne klare Quellwasser bezeichnete man mir als zum Trinken
ungesund. So viel ich sehen konnte, ist der Platz von Marciano-
polis im Mittelalter nicht bewohnt gewesen. Die sanitären Verhält-
nisse scheinen sich demnach wohl durch Versumpfung des Wassers
seit der Römerzeit sehr geändert zu haben. Man erzählte mir, dass
die Quellen mitunter auch grosse Ueberschwemmungen verursachen,
und in der That hat der Fluss 1883 die Hälfte der Brücke weg-
gerissen.

Die Aussicht durch das Thal südwärts zeigt die Lage der
merkwürdigen, schwer zugänglichen Ruine Petric-kalessi, welche
auf einem rechtwinkligen Gebirgsvorsprung die Eisenbahn Ruscuk-
Varna zwischen der Station Gebedze und dem Dorfe Avren von
der Südseite überragt. Von dem Bergzuge selbst ist dieselbe durch
einen 10 Schritt breiten, in den Felsen gehauenen Graben getrennt
und im Umkreise von einer angeblich gleichfalls aus dem Felsen
selbst gehauenen Mauer eingeschlossen. Die Aussicht umfasst nach
der Erzählung des H. Radivojev, der den Berg bestiegen hat, den
grössten Theil der Landschaften von Provadia und Varna. Am
 
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