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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 11.1887

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Hauser, Alois; Domaszewski, Alfred von; Schneider, Robert von: Ausgrabungen in Carnuntum, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12268#0016
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schlossenen Linienzüge der Mauern und Räumlichkeiten sind dem-
nach diejenigen, an welche wir uns hauptsächlich zu halten haben.

Der grosse offene Raum A ist seinen Dimensionen und seiner
baulichen Form nach der hervorragendste des ganzen Lagers. Er
kehrt sich mit einer monumentalen Pfeiler- und Säulenstellung nach
einem breiten Vorräume an der Südseite und steht in Bezug zu
Pfeilerstellungen an der Süd- und Ostseite und einem an allen vier
Seiten den Raum umgebenden Umgange. In die südwestliche und
südöstliche Ecke dieses Umganges ist je ein kleiner Raum einge-
baut', der seiner Ausstattung und den daselbst gefundenen Objecten
nach als Lagerheiligthum bezeichnet wurde. In dem Räume C wurde
eine Ära mit reicher Inschrift, im Räume D eine Herkulesstatue
gefunden*). Zwischen den beiden Räumen befand sich der offene
weite Vorraum des Forums A und an denselben stiessen gegen
Süden eine Anzahl Räume, die sich durch Grösse und Einrichtung
auszeichnen. Besondere Beachtung unter diesen fand schon der
Raum E, in welchem Fragmente einer Jupiterstatue, eines Local-
genius und einer Venus und Amorgruppe gefunden wurden. Rechnet
man zu diesen Funden noch die beiden im Jahre 1883 im Vor-
räume gefundenen schönen Statuen und hält man sich die ganze
monumental angelegte Disposition vor Augen, so bleibt kein Zweifel
über, dass hier der Mittelpunkt des Lagers war und dass wir in
den besprochenen Bauanlagen das Prätorium mit seinem Forum
erkennen dürfen.

Südlich von diesem Baucomplexe liegt der zweite, in seiner
ganzen Figuration ebenfalls geschlossene Theil des Lagers. Um
den offenen Raum B gruppiren sich eine Anzahl keinerer Räum-
lichkeiten, welche nach einem den Hof umgebenden Umgang münden.
Ob dieser Umgang nach dem Hofe geschlossen oder wie er sonst
geöffnet war, lässt sich nicht mehr bestimmen. Der Gesammtein-
druck dieses Baucomplexes, seinen Dimensionen und seiner Anord-
nung nach, ist aber der, dass er dem früheren gegenüber unter-
geordnetere, weniger monumentale Bedeutung hatte. Darf man den
früheren Theil des Lagers als das Prätorium ansehen, so liegt die
Vermuthung nahe, dass wir es hier mit dem Quästorium zu thun
haben.

*) Die ausführliche Besprechung dieser Räumlichkeiten und Funde siehe in
den Jahresherichten über die Grahungen von 1883 und 1885: diese Zeitschrift VIII
S. 55 ff.; IX S. 12 ff.
 
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