Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
154

denen sich namentlich im Knie das mangelnde Verständnis ausspricht,
Zeugnis ablegen. Auch für das gegürtete Gewand, welches bei
der Frau an die Füsse reichend die untere Körperhälfte verhüllt,
bei dem Manne, wo es sich dem Körpercontour anschliesst, an-
scheinend nur ein kurzer Rock ist, bieten in Behandlung und Form
sehr altertümliche Bildwerke Parallelen3"). — H. noch 055, L. 0'48.

Von dem auf Taf. V, 1 abgebildeten Belief im Hause des
Anastasios Kondostavlos hat bereits Furtwängler31) Nachricht ge-
geben. Die Aehnlichkeit mit den altspartanischen Heroenstelen
und dem Relief von Ince Blundell Hall32), mit welch Letzterem das
von Parikia besonders auffällige Uebereinstimmung der Compo-
sition aufweist, hat Furtwängler wol zunächst auf seine wahr-
scheinliche Erklärung aus dem Kreise heroischer Vorstellungen
geleitet. Dafür, dass die linke Hand drei „crraxi'" gehalten habe,
berief sich mir die Frau des Besitzers auf die Mitteilung ihrer
Mutter, und die noch vorhandenen Spuren, die von abgeschlagenen
Aehren herrühren können, scheinen dies zu bestätigen: immerhin
wäre es denkbar, dass die Angabe sich bloss auf jene Spuren
gründet. Von der links unten angeblich noch befindlichen Inschrift
habe ich auch auf einem Abklatsch der Stelle nichts entnehmen
können; auch auf dem jetzt bestossenen rechten Teile sollen Buch-
staben gestanden haben. Die Figur selbst mit dem in breiter, am
Contour gewellter Masse auf den Rücken fallenden Haar und
kurzem hemdartigen Gewand macht einen noch sehr unbeholfenen
und plumpen Eindruck33). Die Proportionen sind missraten, die
Schulter liegt zu weit zurück. wodurch die Brust zu breit wird,
das hoch gestellte Knie lässt den Oberschenkel zu kurz erscheinen,

30) Vgl. Einiges, was Milchhöfer, Mitt. d. athen. Inst. II S. 456, Heibig,
homer. Epos s S. 173 ff., Studniczka, Beitr. zur Geschichte der altgriech. Tracht
S. 114 beibringen; Analogien bieten ferner für den Mann die neugefundene Platte
des Frieses von Assos Clarke, investigations at Assos Taf. "22 und der altsparta-
nische Pfeiler (Friederichs-Wolters Nr. 55), für die Frau die Nike aus Delos (Bull
de corresp. kellen. III Taf. VI f.) und die Statue der Nikandre (ebenda Taf. I =?
Homolle, de antiquissimis Dianae simulacris Deliacis Taf. I), auf die sich auch
Winter zu den Frauen auf dem Grabmal Mitt. d. athen. Inst. XII Taf. II beruft,
und mit der eine, soviel ich weiss, unedierte Bronze im Museo etrusco zu Florenz
grosse Uebereinstimmung aufweist.

31) Mitt. d. athen. Inst. VII S. 170 und Samml. Sabouroff Sc. E. S. 25.

32) Michaelis, Arch. Ztg. 1874, Taf. 5; Friederichs-Wolters Nr. 240.

33) In der Eeproduetion ist durch zu starke Aetzung die charakteristische
Form der vorspringenden Nase verloren gegangen.
 
Annotationen