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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 11.1887

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12268#0232
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fahren, den gleichen Gegenstand vorgestellt hätte. Dann hätte
Parrhasios wie sein Heros sich selbst besiegen und vor dem Urtheil
verneigen müssen. Von den drei übrig gebliebenen Bildern des
Timanthes, es sind die drei von Plinius erwähnten, weiss ich zu-
nächst mit dem Heros im Friedenstempel zu Rom nichts anzufangen'
Dass er ein schöner Mann war, glaubt man dem Epigramm, welches
man aus dem Plinius heraus hört, gern. Aber wer er war, erfährt
man daraus nicht, und an einen blos akademischen Heroen denkt
natürlich niemand. Vielleicht war es ein Siegerbild, wie das einzig
uns überlieferte Werk seines Nachfolgers Eupompos. Von seinem
Kyklops erfahren wir mehr, es war ein kleines Gemälde, und die
Grösse des schlafenden Unholdes war auf gefällige Weise dadurch
zum Ausdruck gebracht, dass Satyrn mit einem Thyrsos die Mes-
sung seines Daumens unternahmen. Robert glaubt hier den Ein"
fluss des euripideischen Satyrspieles zu entdecken, welches die eigent-
liche Veranlassung zu dem launigen Einfall des Malers gewesen
sei, und wenn er hiefür geltend macht, dass Polyphem sonst nir-
gends mit Satyrn zusammenkomme, so scheint mir das wohl be-
stechend aber keineswegs zwingend. Die Satyrn hier, denen der
Riese etwas fremdes, neuentdecktes ist, zu dem sie sich verhalten
ganz wie die Pygmäen zum schlafenden Herakles, sind nicht aus
den Sklaven des Polyphem abzuleiten, und Odysseus wäre dann
auch allzu real der — Niemand. Herakles und die Pygmäen, die
Löwin mit der sie umspielenden Erotenschaar des Arkesilaos, die
Nilbilder, das sind die nächsten Geistesverwandten dieses Polyphem,
der nicht der Odyssee und Odysseus, sondern Galatea und dem
Idyll angehört. Den Namen Timanthes hier anzutasten, bin ich
nicht genöthigt. Dies Räthsel löst sich von selbst, wenn wir uns
nur daran wieder erinnern, dass der Meister des Iphigenienbildes
nicht der einzige dieses Namens war. Als Meister des Iphigenien-
bildes kannte ihn das ganze Alterthum, und auf diese Thatsache
beschränkt sich fast unser Wissen von Timanthes. Der Sieg, welchen
er damit über Kolotes von Teos, der den er zu Samos über Par-
rhasios davon trug, lehrt uns nichts weiter, als dass er auch seiner
Zeit genug gethan hatte, was uns aber über seine künstlerische
Weise gemeldet wird, das geht auch nur auf die Iphigenia oratorum
laudibus celebrata zurück. Den Anstoss zu solcher rhetorischer Be-
geisterung bot der Zug des sein Haupt verhüllenden Agamemnon,
darum ist in seinen Bildern mehr darinnen als er gemalt hat, und
eine Erfindungsgabe, die über die Grenzen der Kunst hinausgeht,
 
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