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218

Malerei verleiht, gegeben. Ich glaube, es liegt in der Stelle kein
Anlass für die Annahme, als hätten sich die Meister selbst als
Chrestographen bezeichnet, und damit fehlt der Anlass, dem Worte
XpnöTOYpctqpia rückwirkende Kraft zuzumuthen. Zu seiner Erklä-
rung hat Wustmann treffend auf ein Fragment des Demetrius von
Byzanz verwiesen, welches von der Musik der Lakedämonier handelt
und von der Aufgabe der Choregen berichtet: rjv be auToTc; Kai tö
Xpnö'Tououö'eiv Kai ur) Trapaßaiveiv xouc; apxaiouc; Tfjc; uoucriKfiq vöuou?33)'
Dies wird im Zusammenhange mit den kühnen Neuerungen des
Timotheos erzählt, gegen welche Sparta als ein revolutionäres Be-
ginnen mit offener Gewalt einschritt. Die Analogie wird noch deut-
licher, wenn wir uns nach dem Revolutionären gegen die alther-
gebrachten Satzungen der Malerei erkundigen. Wir haben früher
gesehen, in welch lebhafter Weise gerade das Ptolemäerreich sein
Interesse für die sikyonische Chrestographie kundgab. Ein solches
Interesse wird um so begreiflicher, wenn wir hören, dass es mit der
Malerei in Aegypten nicht zum Besten stand. Diese Kunde verdanken
wir dem Petronius. Er klagt über den Niedergang der Litteratur und
fügt der heftigen Diatribe folgenden charakteristischen Schluss an:
pictura quoque non alium exitum fecit, postquam Aegyptiorum audacia
tarn magnae artis compendiariam invenit. Eine andere Angabe über
diese Erfindung liegt bei Plinius vor. Da ist es Philoxenos von
Eretria, der Schüler des Nikomachos, von dem sie ausgeht. Hic
celeritatem praeceptoris secutus breviores etiamnum quasdam picturae
compendiarias invenit, und danach möchte man glauben, die audacia
der Aegypter des Petronius hätte nur in der schwungvollen Praxis
des abgekürzten Malverfahrens bestanden. Heibig hat die Ansicht
ausgesprochen und näher begründet, dass die Expectoration des
Petronius die Neuerung betreffe, „welche die wirklichen an der Wand
angebrachten Tafelbilder durch Nachahmung auf dem Frescogrunde
ersetzte" 3i). Ich kann derselben, ganz abgesehen von anderen
Gründen, schon darum nicht zustimmen, weil dieselbe auf Philoxenos
nicht passt, dessen Tafelgemälde Plinius erwähnt, und glaube, die
Lösung liegt näher. Plinius beschreibt die Arten der Enkaustik
35, 149 folgendermassen: Encausto pingendi duo fuere antiquitus
genera: cera et in ebore cestro, id est vericulo donee classes pingi coepere.
hoc tertium accessit resolutis igni ceris penicillo utendi, quae pictura

33) Athenäus XIV p. 633 B.

3t) Untersuchungen über die camp. Wandm. S. 136 f.
 
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