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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Kenner, Friedrich von: Römische Goldbarren mit Stämpeln, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0014
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bald die Palrae, bald den Stern als Amtswappen führen. Die ab-
weichende Stilisirung der Inschrift ihres Stämpels kann'daher nicht
aus einer Verschiedenheit ihrer Function hergeleitet, sondern muss
aus einem äusserlichen Umstände erklärt werden. Da der Raum,
welchen die Oberfläche der Barre darbietet, so schmal ist, dass
nur für Stämpel mit höchstens drei Schriftzeilen Platz war, und
da die Namen der beiden Beamten schon für sich zwei Zeilen ein-
nehmen, die Formel aber, wie sie Flavianus beifügte (PRO - SIG
AD DIGMA), nebst dem Wappen wieder zwei Zeilen beansprucht
hätte, würden bei ihrer Anwendung im Stämpel des Quirillus und
Dionisus vier Zeilen Schrift nothwendig gewesen sein, wofür der
Platz mangelte; um die vierte Zeile zu ersparen, wurde jene Formel
weggelassen und der kürzere Beisatz gewählt, welcher mit SIRM
SIG sowohl den Amtssitz als auch die Function der beiden Beamten
bezeichnete. Ob „Sirmü sigtiaverunt" oder „Sirmienses signatores"
zu lesen sei, wage ich nicht zu entscheiden. Die erste Lesung
würde die Analogie mit den Stämpeln 1 und 2, die andere den
Umstand für sich haben, dass im zweiten Stämpel der gleichen Barre
doch wahrscheinlich nicht derselbe Ausdruck (signare) wieder ge-
braucht worden ist, welcher schon im ersten Stämpel angewendet ist.

5. Auf einem Bruchstück (XVIII) ist ein Bildstämpel nach-
träglich über einem Schriftstämpel eingeschlagen, so dass von letz-
terem nur mehr die Enden der zwei oberen Zeilen seiner Inschrift:

'......V S

......SIG

...../

und des Palmzweiges noch sichtbar sind. Da keine der bisher be-
sprochenen Marken gleiche Ausgänge zeigt7), darf hier an den
Rest eines fünften Schriftstämpels gedacht werden,' der abgesehen
von Namen und Wappen der Obrigkeit wohl ähnlich so wie jener
des Flavianus (Nr. 2) stilisirt gewesen ist und auch die Palme bei-
gefügt hatte 8).

') Stämpel Nr. 1 zeigt das SIG in der zweiten Zeile weiter hineingerückt,
so dass unter den Ausgang (Lucicm)vs nicht SIG, sondern das Wappen zu stehen
kommt. Stämpel Nr. 2 geht in der 1. Zeile auf AN, nicht auf VS aus. Stämpel
Nr. 3 hat an der betreffenden Stelle zwei VS untereinander.

8) Nach einer zweiten Abschrift des Herrn Director Tegläs, die mir nachträglich
zu Gesicht gekommen ist, sind unter SIG als Ende der dritten Zeile Keste einer
 
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