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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0103
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9,4

man könnte sich dann damit genügen lassen, der Brunn'schen
Lesung zuzugestehen, dass sie auf besserem Fundamente ruht; aber
zu welchem der beiden Mittel man greifen möge, die gesuchte
Uebereinstimmung ist damit nicht hergestellt. Satyros beschreibt
zwei (zugleich aufgestellte) Bilder, Plutarch wie Pausanias kennen
nur eines. Die naheliegende Annahme, das zweite Bild sei in der
Zwischenzeit verschwunden, erscheint in diesem Falle kaum statt-
haft, indem wir die Quelle Plutarchs hier noch etwas über Satyros
hinauf verfolgen können. Als Ansatzpunkt dient der etwas unver-
ständliche Ausdruck Tiapdvouoi;; welches Gesetz sollte denn Alki-
biades mit einem solchen Bilde verletzt haben, muss sich der Leser
Plutarch's fragen. Die Antwort gibt Polemon, der in seinem Werke
über die Akropolis eines Psephisma erwähnt, das den Athenern
verwehrte, einer Sklavin oder Freigelassenen, einer Flötenspielerin
oder Hetäre den Namen einer Penteteris beizulegen16). Und jeden
Zweifel, dass der Perieget dieses Psephisma wirklich zu unserem
Bilde citirte, schliesst der Umstand aus, dass sowohl Harpokration
wie Athenaios dieses polemonische Fragment unter dem Schlagwort
Neuea bringen. So bleibt denn nur die Annahme übrig: Satyros
habe aus einem Bilde zwei gemacht. Das würde auch dann schon
wahrscheinlich sein, wenn uns sein Bericht allein vorläge. Denn
erstlich begreift man kaum, warum gerade für die olympischen
und pythischen Siege ein gemeinsames Bild, für den nemeischen
aber ein besonderes geweiht wird, zumal wenn Satyros den Alki-
biades dieses anlässlich seiner Rückkehr aus Olympia thun lässt;
und dann ist die Phrase 'AÄKißiäbnc; kcAXiujv cpouvouevos xwv yuvai-
Keiaiv npoffd)TTUJv gerade zum Nemeabild so übel angebracht, dass
sie uns allein schon den rechten Weg weist. Künstlerisch aber ist
der Vorwurf, Alkibiades im Schosse der Nemea von Olympias und
Pythias bekränzt, gewiss wirksam, während die matte Zerlegung
sich selbst richtet. Auch die Vertheilung der Rollen begreift man
leicht. Olympias und Pythias sind begriffliche Constructionen, sie
können nur Kränze verleihen, die Nemea dagegen hat volles
mythisches Leben, wie sie denn auch Nikias auf dem Rücken ihres
Löwen thronend malte; da ist es doch kaum sehr verwunderlich,
wenn sie hier im Mittelpunkte der Composition dem Bilde den Namen
gab. Was aber die Frage nach dem Meister des Bildes anlangt,
so möchte ich die Behauptung aufstellen, dass sie nicht nothwendig

16) Die Stellen bei Jahn-Michaelis Paus, descr. archis Ath. S. 4.
 
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