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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0118
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109

bild. Sie ist beidemale so durchaus modern, dass ein sensationeller
Name als Unterschrift besser passen würde, als ein homerischer
Vers. Das „gestörte Mittagsschläfchen" ist desselben Geistes Kind
wie die „schöne Bescheerung". Die Fesselung des Pan durch die
Nymphen als Inhalt des zeuxidischen Panbildes anzunehmen, scheint
aber auch noch der von Brunn hervorgehobene Umstand zu be-
günstigen , dass wir damit ein lustiges Gegenstück zu seinem ge-
fesselten Marsyas gewönnen. Für diesen ist die Hoffnung, von ihm
in den uns erhaltenen Monumenten eine Spur zu entdecken, gewiss
berechtigt, doch kann ich Milchhöfers Meinung nicht beipflichten,
der den Messerschleifer damit zusammengehörig und die berühmte
plastische Einzelfigur des Marsyas für zeuxidischen Ursprunges
hält. Dieser Marsyastypus ist auf ganz anderem Boden erwachsen;
er ist mir erst durch die Auffassung als antike „Anatomiefigur"
verständlich geworden. Vielleicht hat die Reliefvase des Neapler
Museums 299135) Reminiscenzen an das Bild des Zeuxis bewahrt.
Die Bewegungen einzelner Figuren weisen bestimmt auf gute Vor-
bilder. Es scheint mir aber eine kaum gerechtfertigte Concession
an die Ausdrucksweise des Plinius zu sein, wenn man von unserem
Meister voraussetzt, „dass seine Tafelbilder sich auf wenige Ge-
stalten und einzelne Situationen beschränkt zu haben scheinen"36).
Von den Bildern, die man für diese Annahme verwerthen könnte,
habe ich den Athleten, die Penelope und den Knaben mit der Traube
bereits früher in Abzug gebracht. Es verbleibt nur — der Helena
habe ich noch zu gedenken — der rosenbekränzte Eros, dessen Ari-
stophanes und sein Scholiast Erwähnung thun. Das ist aber wahr-
scheinlicher ein Citat aus einem Bilde, als ein Bildcitat. Es ent-
spricht auch gar nicht der Weise der gleichzeitigen Malerei, man
müsste denn annehmen, dass die attischen Vasen dieser Zeit, die
ihren Reichthum an Figuren und Motiven so gefällig zur Schau zu
tragen wissen, von Zeuxis unbeeinflusst seien. Dagegen sprechen
aber die üppigen nackten Frauengestalten, in deren Wiedergabe
sie förmlich schwelgen, denn in diesem Punkte hat Zeuxis nicht
bloss den homerischen Geschmack getroffen, wie Quintilian be-
richtet37), sondern auch den seiner attischen Zeitgenossen38). Ein

3ä) Abgeb. Arch. Zeit. 1869 Taf. 18.

£6) So noch v. Khoden in Baumeisters Denkm. d. Alterth. S. 861.

") XII, 10, 4 = Overb. Schriftq. 1680.

38) Xenophon, Oecon. X. 1 = Overb. Schriftq. 1684.
 
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