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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0120
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Original zu denken, namentlich erinnert die in entblösster Leibes-
schönheit sitzende Aphrodite an das Frauenideal unseres Meisters.

Dies Frauenideal hatte er in seiner Helena am wirksamsten
verkörpert. Der Zeugnisse, die uns von ihr berichten, haben wir
die Fülle, sie gehen aber auf zwei verschiedene Bilder seiner Hand
zurück, deren Verhältniss uns jedoch unbekannt ist. Das eine für
den Tempel der Hera Lakinia zu Kroton gemalt, kam später nach
Rom in die Porticus des Philippus, wohl kaum auf dem Umwege
über Ambrakia, wie Urlichs annimmt. Die Sage, dass fünf aus-
erwählte Jungfrauen dem Künstler als Modelle für die eine Figur
der Helena dienten, haftete an diesem Bilde; ihr frühester Zeuge
ist Cicero, aus dessen Redeweise man schliessen darf, dass das
Werk damals bereits in Rom gewesen sei41). Auffallend ist be-
züglich der Modelljungfrauen die Wendung: quarum nomina multi
poetae memoriae prodiderunt, quod eins essent iudicio probatae, qui
pulchritudinis habere verissimum iudicium debuisseti2). Auf keinen
Fall sind solche poetische Behandlungen dieser Legende sonderlich
alt gewesen, aber für eine blosse Phrase kann man diese Erwäh-
nung auch nicht halten, denn die Erzählung des Cicero erweist sich
leicht als eine Contamination aus zwei verschiedenen Versionen
dieses Stoffes. Die eine erzählte die Sache recht schmuckvoll.
Zeuxis stellt die Bedingung, man müsse ihm zu seinem Bilde die
fünf schönsten Jungfrauen der Stadt als Modelle stellen. Da finden
denn die Stadtväter, die doch den begehrlichen Augen des Künstlers
die Schönheit ihrer Jungfrauen nicht preisgeben mögen, einen feinen
Rath. Sie führen den Zeuxis in die Palästra, er bezeichnet dort
die schönsten Jünglinge, und deren Schwestern sind die gesuchten
Modelle. Die Erzählung, an deren dichterischer Fassung kaum zu

■") De inv. IT, 1, 1 = Overb. Schriftq. 1668. Cicero lässt den Zeuxis für
diesen Tempel eine ganze Reihe von Werken ausführen : „quarum nonnulla pars
usque ad nostrain memoriam propter fani religionem, remansit". Ich vermuthe, dass
zu diesen auch die Alkmene gehörte, die Zeuxis nach Plinius den Agrigentinern
geschenkt haben soll, da Plinius den Tempel der Krotoniaten 35, 63 nach Agri-
gent verlegt. Dadurch würde auch das Datum der Zerstörung dieser Stadt Olymp.
93, 3 für die Chronologie unseres Heisters jede Bedeutung verlieren, was jedoch
an der Bestimmung seiner Akme nicht viel ändern würde. Die Identität dieser
Alkmene mit dem Hercules in/ans dracones slrangulans Alcmena matre coram pa-
vente et Ampliitryone hat bereits Urlichs Ohrest. Plin. p. 348 wahrscheinlich ge-
macht.

Vi) L. Urlichs, Ueber griech. Kunstschriftsteller S. 46, denkt an Epigramme
und meint, dass Cicero das Werk des Pasiteles bereits benutzt haben könnte.
 
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