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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0121
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zweifeln ist, hat die klare Tendenz, die brutale und schamlose
Anekdote, wie sie Plinius und Dionysios von Halikarnass erzählen43)
zu berichtigen. Cicero stellt aus beiden seinen Brei her, wobei
man denn nur nicht begreift, warum die Krotoniaten den Maler mit
so feierlichen Gesichtern zuerst in die Palästra führen. Woher
wusste nun der Dichter der einen Version die Namen der fünf
Schönen, wie entstand überhaupt die ganze Legende? Sie ist ein
heiteres Gegenstück zur bekannten Sage der Folterung oder Kreu-
zigung eines Modells"44); doch wir wollen uns zunächst nach dem
zweiten Helenabilde umsehen. Es befand sich nach einer Notiz bei
Eustathios in der ÖAcprrujv ffxod zu Athen45). An solcher Stelle
war ein solches Werk vor Anekdoten gewiss nicht sicherer als in
Kroton. Zunächst glaube ich, passt die Erzählung, dass der Meister
sein Helenabild nur gegen Eintrittsgeld habe sehen lassen, besser
zum Bilde in der attischen Getreidehalle, als zu dem im Heratempel.
Davon soll sie den Beinamen der Hetäre erhalten haben, möglich
wäre die Sache aber auch umgekehrt und der Beinamen dann das
einzig Reale an der Geschichte. Jedesfalls haben nicht alle Be-
schauer in dem Bilde die Göttin erkannt, wie die zweimal über-
lieferte Anekdote vom Maler Nikomachos und dem vorwitzigen
Tadler dieses Bildes beweist. Vermuthlich wird sich dieser Meister
in seiner Elegie über die Maler gerade bezüglich dieses Bildes
kräftig ausgesprochen haben. Dass aber diese Anekdote wahr-
scheinlicher in Athen als in Kroton spielt, ist, wie ich aus der oben
citirten Anmerkung ersehe, schon früher vermuthet worden. Schliess-
lich passt die herausfordernde Unterschrift der homerischen Verse
IL III 156:

Ou veuemc; Tpüüctc; kcü eüKvriuibac; 'Axcaouc;

Toifjo' äucpi fwcciiu ttoXuv xpövov äkfea txaaxe.iv
zu dem Spottnamen fast wie Frage und Antwort.

Ich denke es wäre jetzt endlich an der Zeit, die durch Les-
sing stabilisirte Vorstellung, als sei das Helenabild des Zeuxis,
mag man nun das attische oder sicilische meinen, ein einfacher
weiblicher Act gewesen, zu verabschieden. Helenen in jedem Weibe
zu sehen, das ist für die Antike schlechthin unmöglich. Noch in der
Zeit unmittelbar vor Zeuxis musste man, um Helena nur ein

") Overbeck Schriftqu. 1667 u. 1669.

H) Vergl. Milchhöfer, Berl. Winekelmannspr. 1882 S. 40 Anm. 42.

-15) ad II. A, v. 630; Overb. Schriftqu. Nr. 1675, vergl. die Anmerkung daselbst.
 
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