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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0122
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wenig entblössen zu können, die Iliupersis malen, das ist jetzt frei-
lich nicht mehr nöthig. Zwei Vasen der Eremitage zeigen uns eine
ganz neue Situation46), in welcher die Nacktheit der Helena äusser-
lich zwar sehr wenig motivirt erscheint, aber da die Wirkung ihrer
Schönheit zum Ausdruck gebracht werden soll, künstlerisch nicht
unberechtigt erscheinen kann. Die erste stellt die Zusammenkunft
mit Paris, die zweite die Entführung durch denselben dar. Die
Annahme, diese Darstellungen seien von Zeuxis beeinflusst, scheint
mir unausweichlich, und namentlich das ersterwähnte Gefässbild
dürfte als direct abhängig gelten können. Der intime Reiz dieser
Scene entspricht der Art des Meisters und die thronende Helena
gleicht auffallend der Aphrodite jener früher behandelten olym-
pischen Darstellung. Die beiden Hauptfiguren unseres Vasenbilcles
sind ausser von zwei Eroten noch von zwei männlichen und vier
weiblichen Figuren umgeben. Bei diesen variir.t die Bekleidung von
leichter Entblössung bis zu völliger Verhüllung. Auch die Helena
Polygnots umgaben fünf Frauengestalten. Nehmen wir dies auch
für Zeuxis an, denken wir uns auch beigeschriebene Namen für
diese jungfräulichen Gestalten, denken wir sie in Bezug auf die
Gewandung wohl in der Art der Vase von Kertscb, aber noch etwas
freier und feiner abgestuft, dann, glaube ich, haben wir die
Elemente beisammen, aus denen die krotoniatische Sage hervorgehen
konnte, fast möchte ich sagen hervorgehen musste.

Als Anhang zu den Bildern unseres Meisters nach seinen mono-
ckromata ex albo figuriren plastische Werke, sonderbarerweise aber
nur in Thon ausgeführt, von denen Plinius 35, 66 berichtet: fecit et
figlina opera, quae sola in Ambracia relicta sunt, cum inde Musas Fulvius
Nobilior Bomam transferret. Dazu verweist man gewöhnlich auf
seinen „Lehrer" Damophilos, der auch Maler und Plastiker zu-
gleich gewesen sei, obschon das Epigramm doch nur seinen Male-
reien gilt. Wie kamen nun diese figlina opera nach Ambrakia und
warum liess man sie dort zurück? Livius 38, 9 und 39, 5 erzählt,
welche grosse Summe von Kunstschätzen aller Art aus dem alten
Palast des Pyrrhos entführt worden. Ich vermuthe Pyrrhos war in
den Besitz dieser Werke des Zeuxis als Herr von Makedonien
gekommen. In Pella hatte Zeuxis einst dem Archelaos seinen
Palast mit Bildern geschmückt, dort befand sich sein Pan. Die

*e) Stepkam Vasensainmlung 1924, abgeb. 'Oompte rendu 1861 pl. V. 1. 2 und
Wiener Vorlegebl. Serie C Taf. I 3. Stepbani 1929, abgeb. a. a. 0, pl. V. 3. 4.
 
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